KOMMENTAR: ESTHER GEISSLINGER ÜBER DIE LEHRERAUSBILDUNG
: Unis im Clinch

Statt sich zu ergänzen, kannibalisieren sich die Hochschulen, schuld daran ist die Politik

Es ist die Zeit der Verschwörungstheorien: Hat die Universität Flensburg an den Plänen mitgeschrieben, die sie zulasten der Universität Kiel besser stellen? Hat Waltraud Wende, die Bildungsministerin und frühere Präsidentin der Uni Flensburg, einen geheimen „Masterplan“, um die Lehrerausbildung im Norden zu konzentrieren? Es wird verbal aufgerüstet, rhetorische Säbel rasseln.

Flensburg, Kiel, Lübeck: Je knapp 90 Kilometer liegen zwischen drei Universitätsstädten in Schleswig-Holstein. Drei Standorte, weit verteilt, sind eigentlich nicht zu viel für ein Bundesland mit 2,8 Millionen Menschen, das um Nachwuchs kämpfen muss, um mittelfristig seine Infrastruktur erhalten und den Bedarf an Fachkräften decken zu können. Aber statt sich zu ergänzen, kannibalisieren sich die Hochschulen – und schuld daran ist die Politik.

Im Jahr 2010 sollte der Campus in Lübeck seinen Kernbereich, die Medizin, an Kiel verlieren. Nur wütende Proteste der ganzen Region und ein mit Hilfe des Bundes zusammengebastelter Rettungsplan verhinderten diesen Sparplan der damaligen schwarz-gelben Regierung.

Im Jahr 2014 dann fürchtet Kiel um den Fortbestand seiner pädagogischen Fakultäten und damit um den Platz im bundesweiten Ranking der Hochschulen. Für Flensburg, das aus einer pädagogischen Fachhochschule hervorging, geht es um die gesamte Existenz – angesichts dieser Gemengelage wäre nicht verwunderlich, wenn in diesem Sommer wieder Studierende und Lehrkräfte vor dem Landeshaus protestierten.

Einfach mehr Geld ins System schieben und beide Standorte so ausstatten, dass sie bundesweit konkurrenzfähig sind, wird angesichts der Finanzlage des Landes kaum möglich sein. Stattdessen muss ein echter „Masterplan“ her – einer, der weder teure Doppelstrukturen vorsieht noch dazu beiträgt, der einen Uni auf Kosten der anderen die Luft abzuwürgen.