Silberbeton zwischen alten Mauern

MILLIONENBAUSTELLE Die Humboldt-Universität gönnt sich ein neues Gebäude für die Lebenswissenschaften

Ein roter Kran ragt neben der Baugrube auf dem Campus Nord der Humboldt-Universität empor, die Sonne scheint vor dunkler werdenden Wolken. Ein Kontrast – genau wie der, den der hochmoderne Forschungstrakt abgeben wird, der zwischen den alten Backsteingebäuden entstehen soll. Heute legen Universitätsleitung und Berliner Senat den Grundstein für das 34 Millionen Euro teure Bauvorhaben.

In Lebenswissenschaften soll in einigen Jahren hier geforscht werden. Eine neue Disziplin, die sich zum Beispiel Wissen aus Biologie, Medizin und Neurowissenschaften zunutze macht. Silbrig schimmert der Betonboden, der schon in die Baugrube eingelassen wurde. Es ist nicht irgendein Material, sondern Beton aus „rezyklierten Gesteinskörnern“, wie Senatsbaudirektorin Regula Lüscher erklärt. Der schone den Kiesabbau und bedeute weniger Transportwege.

In memoriam: Offene Uni

Die Baustelle für das Forschungslabor ist nicht die einzige im Umkreis. Während Olbertz redet, dröhnen Pressluftbohrer von der benachbarten Charité und dem denkmalgeschützten Backsteingebäudekomplex der HU nebenan, das saniert wird: Eines dieser Häuser ist „Haus 20“, in dem bis 2010 die Offene Uni war. Jeder, der wollte, sollte hier Vorlesungen zu beliebigen Themen abhalten dürfen.

„Am Anfang gab es dort wirklich Veranstaltungen, aber mit der Zeit sind die Fähigen gegangen und dann wurde es mehr und mehr zu einem Nachtasyl“, sagt ein Schaulustiger, der die Grundsteinlegung beobachtet. Menschen aller Altersklassen hätten dort übernachtet. 2010 ist das Haus von der Polizei geräumt worden. Seitdem steht es leer.

Um den Grundstein zu legen, füllten Olbertz, Lüscher und der Architekt eine kupferne Kapsel mit den zusammengerollten Bauplänen, etwas Kleingeld und einer Tageszeitung und mauerten sie in weißes Backsteingemäuer ein. Reichlich Zement verbrauchten sie dafür.

Zu hoffen ist, dass fürs restliche Mauern nicht so viel Baustoff benötigt wird: Dann bleibt es vielleicht dabei, dass das Bauvorhaben im Kostenrahmen bleibt. „Und das ist für Berlin mehr als nur wünschenswert“, wie Präsident Olbertz anmerkte.ANNA BORDEL