Gewaltiger Wasserkessel

Qualmende Abfalleimer beweisen: Tief im Erdinneren brodelt’s, die Welt explodiert!

Wer es nicht glauben will, kann selber einmal einen Innenstadtparcours ablaufen

Dass die Erde von innen her gewaltig unter Druck steht, lehren schon die Schulbücher und es scheint niemanden mehr ernsthaft zu beunruhigen. Geysire und Vulkanausbrüche tragen als bekannte Phänomene eher zu klimatischer Abstumpfung bei, als dass sie uns noch wachrüttelten. Dabei mehren sich die Zeichen, dass sich ganz tief unten derzeit eine Menge tut. Und mit unten ist nicht Australien gemeint.

Könnte man die Erde komplett von außen sehen – was nicht mal Astronauten schaffen, weil auch sie nie zeitgleich die Vorder- und die Kehrseite erfassen –, dann würde vor allem die Wasserkesselform der Erde auffallen. Lange hat die Wissenschaft gerätselt, was die beiden Pole sollen. Sie hat sich mit Erscheinungen wie Nordlicht und Magnetismus herausgeredet. In Wahrheit aber handelt es sich um den Ausguss und das hintere Druckventil eines Wasserkessels, den wir halt „Erde“ nennen. Der Ausguss befindet sich am Südpol und hat bereits in den vergangenen Jahren, ohne dass massiver Flüssigkeitsaustritt zu spüren gewesen wäre, allein durch das Verdampfen innerirdischer Gase das Verschwinden des Ozonlochs bewirkt – gerade so wie Warmluft Bodennebel auflöst.

Zieht man nun zwischen dem 110. und 120. Längengrad vom Süd- zum Nordpol einen griffigen Bogen durch die Luft, fallen darunter nicht nur die Rocky Mountains ins Auge, sondern vor allem ein ständiges Wabern in diesem riesig-rundlichen Areal, aus dessen Mitte im Yellowstone Nationalpark sogar ein kleiner schwarzer Knubbel hervorsticht, der natürlich nichts anderes sein wird als der Knauf des Deckels auf dem Kessel. Leider ist der Henkel im Laufe der Jahrmilliarden verrostet und ins All verbröselt, nur der Ring des Saturns, über den so gern gerätselt wird, gibt uns noch einen Hinweis darauf, wie Gott auch unsere Erde früher gerne mal am Schlafittchen packte.

Vulkanologen und Klimaforschern ist zwar schon lange klar, dass sich genau unter dem Staat Wyoming ein so genannter „Hotspot“ befindet, in dessen fauligem Magmainneren sich unablässig immenser Druck ansammelt, aber an einen Erddeckel im beschriebenen Sinn mochten sie bisher nicht denken. Sie trösteten sich einfach mit der Vorstellung, dass dann halt eines Tages halb Amerika in die Luft fliegt – und das wär’s dann eben.

Doch wird es kaum verwundern, dass ein so mächtiges Land wie die USA ihr eigenes Verschwinden nicht einfach hinnehmen, sondern alles daran setzen wird, sich im Verborgenen der Gefahr zu erwehren. Die zuständige Heimatschutzbehörde will dabei unnötige Panik unter den Menschen vermeiden, weil nicht zuletzt unruhig simultanes Verhalten von Milliarden Menschen just dazu führen könnte, dass die trippelnden Erschütterungen das Fass zum Überlaufen bringen.

Nur langsam kommt deshalb die Wahrheit ans Licht, und dann auch meist getrübt; im Dorf Jatirejo auf Java beispielsweise, das neulich vom Schlamm aus einer stinkenden Matschfontäne begraben wurde, weil Bauarbeiter im Mai des Jahres zu tief in die unterirdischen Matschvorräte des javanischen Hotspots gebohrt hatten.

Doch soll niemand denken, ein solches Desaster könne nicht auch hierzulande drohen. Denn deutschlandweit wird in einem Geheimprogramm versucht, durch bodennahe Bohrungen zumindest den Dampfdruck der aus der Matsche hervorströmenden Gase abzumindern. Unter dem Vorwand, für saubere Innenstädte und Fußgängerzonen zu sorgen, haben überall die Ordnungsämter abertausende von Mülleimern und Abfallkörben ins Straßenbild montiert. Fast alle habe einen – mal „Kippi“, mal „Aschi“ genannten – Einwurfschacht eigens für Zigarettenkippen vorzuweisen.

Hier zeigt sich die ganze Raffinesse der Kommunalpolitiker, ernste Bedrohungen vor ihrer Bevölkerung zu verstecken. Denn nicht um Mülltrennung geht es bei der Vorrichtung, sondern um das heimliche Vertuschen der unter uns schmauchenden Latentvulkane. Wer es nicht glauben will, kann selber einmal prüfend einen Innenstadtparcours ablaufen: Jeder zweite Abfalleimer raucht und schmurgelt aus der Tiefe. Mit bloßem Auge schon sind Schwaden sichtbar, die nie und nimmer aus Zigaretten kommen können, sondern als deren Brodem von lauernden Hotspots künden.

Sogar das Bundesgesundheitsministerium spielt die schlammig-schmierige Seifenoper mit. Durch das geplante Verbot von öffentlichem Rauchen und die Konzentration auf festgelegte Rauchstandorte wie an den Smoking Points der Bahnhöfe soll letzten Endes nur dem anschwellenden Qualmaufkommen aus der Unterwelt entgegengewirkt werden, ohne sich den Ursachen zu widmen.

Denn die liegen wie immer tiefer. In diesem Falle unterhalb des Manteldiapirs. Der klingt nicht nur gefährlich, der ist es auch. Weil unter dieser Krustenplatte der Schlammgeysir lauert. Und wenn die nur ein kleines bisschen kippelt, dann hat die Trübfontäne aus der Matsche freie Bahn. Und das kann ganz schön kesseln.REINHARD UMBACH