Wut auf Zahlenspiele

Berichte über BenQ-Stellenabbau sorgen für Verärgerung bei Arbeitnehmern. NRW-Regierung bei „Rundem Tisch“

KAMP-LINTFORT taz ■ IG-Metall-Sekretär Ulrich Marschner ist sauer über Presseberichte, wonach der insolvente Handy-Hersteller BenQ noch in diesem Monat rund 1.000 Stellen streichen will. „Das ist dummes Zeug“, sagte der für die BenQ-Arbeiter in NRW zuständige Gewerkschafter Marschner. Er ärgere sich, dass öffentlich bereits über „Freistellungen“ bei der früheren Siemens-Handysparte spekuliert werde. Der Konzern dürfe nicht aus der Verantwortung für seine Ex-Arbeiter entlassen werden.

Eine Größenordnung von 1.000 bedrohten Jobs sei „nicht ganz unrealistisch“, sagte hingegen eine Sprecherin des Insolvenzverwalters Martin Prager. Noch am Dienstag hatte die Sprecherin Zahlenspekulationen zurückgewiesen. In Kamp-Lintfort wird darüber gerätselt, wer die Zahlen streut und warum diese bestätigt werden – zumal Prager die Beschäftigten erst heute über seine Pläne informieren will. Glaubt man den Gerüchten, sind kurzfristig weniger die BenQ-Arbeiter im münsterländischen Bocholt (400 Arbeiter) und in Kamp-Lintfort (1.600) betroffen, sondern eher die Verwaltungsjobs in München. In Kamp-Lintfort jedenfalls soll die Produktion normal laufen. Siemens-Bosch-Arbeiter aus Berlin treffen derweil nach einem Solidaritätsmarsch quer durch die Republik am Niederrhein ein.

Ebenfalls heute treffen sich Insolvenzverwalter, Siemens, Gewerkschaft sowie die Landesregierungen von Nordrhein-Westfalen und Bayern zu einem „Runden Tisch“ in München. Angeblich soll über die Gründung einer Auffanggesellschaft beraten werden. Insolvenzexperten des Düsseldorfer Wirtschaftsministeriums und Weiterbildungsfachleute des NRW-Arbeitsministeriums werden an dem Krisentreffen teilnehmen.

A. FLORIÉ, M. TEIGELER

wirtschaft SEITE 8, NRW-kommentar