Berliner Platte 1
: Extreme Pessimisten unter sich: Wenzel vertont Kramer

Hans-Eckhardt Wenzel: „Vier Uhr früh – Wenzel singt Theodor Kramer“ (Conträr/Indigo)

Hans-Eckhardt Wenzel, im Clowns-Liedermacher-Duo mit Steffen Mensching eine Institution in der DDR, wurde einigen Menschen im westlichen Teil dieser Republik erst bekannt, als er von Woody Guthries Tochter beauftragt wurde, hinterlassene Texte der Folk-Ikone zu vertonen. Schon lange zuvor war Wenzel mit seinem persönlichen Idol bereits ähnlich verfahren, indem er immer wieder Gedichte von Theodor Kramer umgesetzt und mit „Lied am Rand“ sogar ein ganzes Album nur mit Texten des zu Lebzeiten verkannten österreichischen Lyrikers bestritt. Mit „Vier Uhr früh“ geht die posthume Bearbeitung Kramer’scher Poesie nun, neun Jahre später, in eine zweite Runde. Die Gedichte des eher wenig lebenslustigen Kramer passen immer noch ausdrücklich gut zu Wenzel, der sich selbst als „extremen Pessimisten“ bezeichnet. Von seiner Band lässt Wenzel die Verse gewohnt liebevoll und detailreich mit Akkordeon und Dudelsack, Mandoline und Bläsern umsetzen. Womöglich, und das wäre nicht das Schlechteste, kann der Wiederholungstäter Wenzel nicht von seiner Marotte lassen und schiebt irgendwann ein drittes Kramer-Album nach. Stoff gibt es jedenfalls reichlich, hat der Verehrte doch mehr als 10.000 Gedichte hinterlassen. TO