Die Tage des Texi

Launische Technik, Texte, die aufgehen wie Hefeteig und Streik des Karikaturisten um mehr Platz im Blatt: Die Anfänge der taz bremen waren gleichermaßen chaotisch wie enthusiastisch. Ein Rückblick

von CHRISTINE SPIESS

Wenn ich an den Anfang denke, taucht immer das gleiche Bild in meinem Kopf auf: Wir bei „Gerken“, über unser Zeitungsprojekt diskutierend – und immer sitzen wir draußen, es muss ein schönes Jahr gewesen sein. Dann der Probelauf. Die wöchentlichen Bremen-Seiten der taz. Redaktion war die Anderthalb-Zimmer-Wohnung von Klaus W. Drei schreiben auf dem Bett sitzend, zwei an dem kleinen Bistrotisch stehend.

Der Blick zurück ist auch einer in die elektronische Steinzeit. Wir schrieben auf dem „Texi“. Kennt keiner mehr, war aber klasse. Denn bisher kannten wir nur Schreibmaschinen. Kugelkopf, das war das höchste der technischen Gefühle. Nun aber „Texi“: Ein kleines Ding, vage laptopähnlich, ein kleines Display, auf dem man sah, was man schrieb – genau acht Zeilen. Man konnte löschen, einfügen, speichern. Allerdings, es stürzte auch immer ab – und dann war der Text weg, und zwar dauerhaft. Vom Texi kam der Text dann direkt nach Berlin, übertragen via Telefonhörer, das piepste und rauschte.

Ein Jahr später dann die tagtägliche taz bremen, richtige Redaktionsräume am Dobben – und der Einzug der Computer. Jeder Redakteur bekam einen, und maximal zwei Leute hatte eine Ahnung davon. Die anderen lernten mit trial and error. Viel error. Pannen aller Art waren alltäglich. Und es begann der Kampf um die Zeile: Immer war der Platz zu klein, fürs eigene Thema zumindest. Der Text ging auf wie Hefeteig, auf Kosten der Til-Karikaturen, die wie die Fotos wesentlicher Teil des taz bremen-Konzepts waren. Noch in der ersten Woche trat Til Mette deshalb in Streik, saß da, tat nichts. Bis er den versprochenen Platz wieder hatte, dreispaltig quer.

Die von damals sind sich einig: Das war eine mitreißende Melange aus Chaos, WG, Aufbruchstimmung, jugendlichem Elan. Und ein völlig unprofessionelles, handgestricktes, enthusiastisches Zeitungsmachen. Redaktion und Freie waren ein bunter Haufen, und Gott sei Dank nicht dogmatisch links. Sonst hätte mancher mit seiner ironischen Art bald einpacken müssen. Aber so bleibt die Zeit vielen von damals als Glücksfall in Erinnerung: kreatives Chaos, produktiver Austausch und alle Freiheit der Welt.