Polizei wird ein bisschen bunter

Nach vier Jahren Pause bildet die Polizei wieder aus. Unter 300 Azubis sind erstmals 21 Migranten. Eigentlich sollten es mehr sein. Doch die viel umworbene 10-Prozent-Quote wurde nicht erreicht

VON OTTO DIEDERICHS

150 Nachwuchspolizisten nehmen heute in Anwesenheit von Innensenator Ehrhart Körting (SPD) und Polizeipräsident Dieter Glietsch an der Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege (FHVR) in Friedrichsfelde ihr Studium für den gehobenen Dienst in der Berliner Polizei auf. Je zur Hälfte handelt es sich dabei um Nachwuchs für Schutz- und Kriminalpolizei. Die gleiche Anzahl hat bereits Anfang September in den Polizeikasernen in Spandau mit der Ausbildung für den mittleren Dienst der uniformierten Schutzpolizei begonnen.

Zum ersten Mal seit dem Jahr 2002 werden damit in Berlin wieder Polizei-Azubis eingestellt. 10.350 junge Menschen hatten sich im Frühjahr auf diese Stellen beworben, darunter 1.362 nichtdeutscher Herkunft. Vor allem um sie war mit einer großen Plakat- und Anzeigenaktion verstärkt geworben worden. „Zehn Prozent aller Auszubildenden im Polizeidienst sollen künftig Migranten sein“, hatte Körting bereits im Sommer letzten Jahres erklärt. Insbesondere türkisch, arabisch und serbokroatisch sprechende Jugendliche hatte er dabei im Blick. Mit elf KommissarsstudentInnen an der FHVR und zehn zukünftigen Schupos in Spandau wurde die angestrebte Quote nur knapp verfehlt.

Der Gedanke, auch AnwärterInnen nichtdeutscher Herkunft in die Polizei aufzunehmen, ist nicht neu. Als erstes Bundesland hatte sich Berlin bereits 1988 für BewerberInnen mit Migrationshintergrund geöffnet. Doch die waren zunächst skeptisch. Lediglich 36 traten bis 1993 eine Ausbildung an. Mehr als die Hälfte schloss sie allerdings nicht ab. Damit war die Abbrecherquote mehr als doppelt so hoch wie bei den deutschen Azubis.

Im Oktober 2005 führte der Türkische Bund Berlin-Brandenburg (TBB) ein spezielles Vorbereitungstraining durch, mit dem Jugendliche durch vertiefte Kenntnisse in Deutsch, Mathematik, Türkisch und EDV für die Einstellungsprüfungen fit gemacht werden sollten. Und in türkischen Zeitungen habe es eine „medienwirksame Diskussion“ über die offensive Werbung der Polizei um Migranten gegeben, berichtet der grüne Abgeordnete Özcan Mutlu.

Zeitweilig war sogar von einem „Migrantenbonus“ die Rede, nachdem Körting laut überlegt hatte, dass Mängel im Deutschen eventuell durch muttersprachliche Kenntnisse ausgeglichen werden könnten. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) begrüßte das Ziel, „Jugendliche nichtdeutscher Herkunft in den Polizeiberuf zu integrieren“, zwar grundsätzlich, warnte jedoch vor einer „rechtswidrigen und diskriminierenden“ Umsetzung, wenn nicht für alle Interessierten die gleichen Bedingungen gelten würden. Diese Aufregung hat sich unterdessen offenbar gelegt, und auch die Kurse des TBB waren offenbar nicht notwendig. Denn von den rund 1.360 BewerberInnen erfüllten knapp 630 die grundsätzlichen Einstellungskriterien, darunter 257 AbiturientInnen.

Wenn diejenigen, die heute an den Start gehen, in etwa drei Jahren ihre Ausbildung abgeschlossen haben werden, wird ihr Migrationshintergrund nur noch am Namen feststellbar sein. Spätestens mit der Verbeamtung müssen sie die deutsche Staatsbürgerschaft annehmen. Wie viele Migranten also unterdessen tatsächlich bei der Polizei Streife fahren oder Verbrechen aufklären, kann daher nicht einmal die Behörde selbst sagen. In den Jahren 2007 und 2008 will die Polizei wiederum jeweils knapp über 400 Azubis einstellen. Man darf gespannt sein, wie die Entwicklung dann weitergeht. Die Erfahrungen derer, die in diesem Herbst ihre Polizeiausbildung beginnen, werden dafür mitentscheidend sein.