… WAS MACHT EIGENTLICH ... Kirsten Harms?
: Kein Matador-Theater

Es ist eine interessante Aufzählung, die der neue Spiegel präsentiert. Das Magazin hat ermittelt, an welchen Bühnen in Deutschland derzeitig der Islam geschmäht wird: Sei es, dass Ussama Bin Laden als „betrunkene Witzfigur“ von einer Marionette dargestellt wird wie im Hamburger Thalia Theater, oder dass, wie im „English Theatre“ in Frankfurt am Main, ein Gespräch zwischen einem Engel und Allah mithilfe sprechender Socken inszeniert wird – die „Matadore des Regietheaters“, so das Blatt, bewiesen damit, dass sie nicht bereit seien, sich „vom islamischen Terror“ einschüchtern zu lassen.

Kirsten Harms, Intendantin der Deutschen Oper, hat die Chance auf solche höheren Weihen verspielt. Seitenhiebe gegen den Islam wird die Frau, die die Mozart-Oper „Idomeneo“ absetzte, in ihrer ersten Inszenierung wohl nicht verteilen. Dabei böte die „Germania“ des italienischen Komponisten Alberto Franchetti, mit der Harms gestern die Spielzeit der Deutschen Oper eröffnete, gute Gelegenheit dazu: „Hurra, es lebe der Tod!“ So treibe, heißt es auf den Webseiten der Berliner Opern, in dem Stück, das vom deutschen Befreiungskampf gegen Napoleon erzählt, eine „kollektive Vision“ junge Männer in einen „uneingeschränkten Fanatismus“ – na also, da lässt sich doch irgendwo ein Sprengstoffgürtel unterbringen? Eine Hisbollah-Fahne? Nein? Angst? Vor einer „schleichenden Islamisierung“ in Deutschland hat jetzt übrigens der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber gewarnt. Den nächsten CSU-Parteitag also bitte in Berlin! AWI FOTO: AP