Zwei Prachtgurken der Medienkultur

Die Moderatoren Frank Elstner und Ranga Yogeshwar erhalten die „Saure Gurke“ für Frauenfeindlichkeit

Die Selbstkontrolle der öffentlich-rechtlichen Sender funktioniert. Leider nicht bei Schleichwerbung, wo es in der ARD mit Sportkoordinator Hagen Boßdorf gerade wieder einen verblüffenden Fall gab. Und leider auch nicht bei dubiosen Werbeverträgen von Talkmastern – so ließ es sich ZDF-Mann Johannes B. Kerner jüngst nicht nehmen, seine Werbeauftritte mit der Erschließung junger Zuschauergruppen zu rechtfertigen. Nein, wo die Männer versagen, müssen die Frauen einspringen: Seit 26 Jahren verleihen die Frauen in ARD, ZDF und ORF die Antiauszeichnung „Saure Gurke“, um auf besonders frauenfeindliche Beiträge in ihren Sendern hinzuweisen. Gestern wurde nun im Rahmen des Herbsttreffens der Medienfrauen in München die Saure Gurke 2006 verliehen: Sie ging an die ARD-Sendung „Die große Show der Naturwunder“.

Die Begründung der Jury: „Zur besten Sendezeit präsentieren zwei bedeutende Köpfe – Frank Elstner und Ranga Yogeshwar – Wunder der Natur. Die Zuschauerin registriert beglückt, was sich an Frauenkörpern alles erklären lässt – wenn sie spärlich bekleidet sind oder in der Badewanne sitzen: die Kälteunempfindlichkeit des Eisbären ebenso wie die besonderen Selbstreinigungskräfte des Lotusblattes.“ Das Fazit der Jury zur Sendung: „Noch 2006 gilt die Gleichung: Mann gleich Verstand, Frau gleich Natur – vor allem im Schaumbad. So macht Wissenschaft Spaß!“

Eine „lobende Erwähnung“ erhält zudem Sportmoderator Waldemar Hartmann (ebenfalls ARD) für seine, so die Medienfrauen, „Bemühungen um die Konservierung des Stammtisches“: Die zehn Folgen von „Waldis WM-Club“ hätten durch seinen klaren Blick und sein detailgenaues Wissen um Aufgaben und Platz der Frauen bestochen.

Was die „Ausgezeichneten“ Elstner und Yogeshwar mit ihrem Preis anfangen werden, ist noch nicht klar. Falls sie zur Wiedergutmachung selbst leicht bekleidet in Schaumbäder steigen wollten, so möchten wir ihnen davon dringend abraten: ihre Kritikunempfindlichkeit ebenso wie die eklatant abwesenden Selbstreinigungskräfte stellen uns die Öffentlich-Rechtlichen schon genug unter Beweis. HPI