Pfefferspray gegen linke Demo

KREUZBERG Bei der Demo gegen den Brandanschlag auf den Szeneladen M99 werden Demonstranten von der Polizei besprüht. Veranstalter löst Demo auf

„Freundchen, wir sehen uns vorne an der Wiener Straße!“ Das soll ein Polizist zu einem Teilnehmer der Demo am Dienstagabend gesagt haben, behauptet Veranstalter Martin Sonnenburg. Und tatsächlich sei der Mann an der Wiener Straße von der Polizei mit Pfefferspray besprüht worden. Sechs Demonstranten wurden festgenommen. Die Polizei begründet den Pfefferspray-Einsatz mit dem Schutz der Beamten sowie zur Sicherung der Festnahmen.

Mit der Demonstration reagierte die linksautonome Szene auf den Brandanschlag auf den Kreuzberger Szeneladen M99 in der vorigen Woche. Auch gegen die zahlreichen Razzien in linken Läden sowie gegen den Mord an einen Iraker in Leipzig sollte protestiert werden. Die Veranstalter sprachen von über 1.000 Teilnehmern, die Polizei von 550.

Kurz nachdem sich der Demo-Zug um 19 Uhr am Kottbusser Tor in Bewegung setzte, wurde er von der Polizei gestoppt, weil Autonome Bengalfeuer zündeten und Feuerwerkskörper warfen. Ein Polizist wurde leicht verletzt. Laut Sonnenburg wurden die ersten vier Reihen des Demonstrationszugs regelrecht mit Pfefferspray eingesprüht. „Ich schätze, dass 25 Teilnehmer ins Gesicht getroffen wurden.“ Für den Veranstalter eine überzogener Angriff. Er löste die Demonstration daraufhin auf, um eine weitere Eskalation zu vermeiden.

Polizeisprecher Michael Gassen erklärt die Verhaftungen so: „Während der Demonstration haben zahlreiche Teilnehmer Vermummungen angelegt. Darum kam es in Höhe Wiener Straße zu Festnahmen wegen des Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz, Körperverletzung und versuchter Gefangenenbefreiung.“

Sonnenburg dagegen beteuert, dass die Veranstalter die ganze Zeit die Polizeiforderungen erfüllt hätten. MARTIN RANK