Es darf kein Kaviar mehr sein

Die Sanktionen der UNO schließen auch den Import von Luxusgütern ein. Das geht gegen Kim Jong Il persönlich

Einen Assistenten habe Kim eigens nach China geschickt, um Hamburger zu holen

SEOUL rtr ■ Die Entscheidung des UN-Sicherheitsrats bedeutet für den Machthaber Nordkoreas, Kim Jong Il, das Ende des süßen Lebens mit französischen Weinen und Spirituosen. Die Sanktionen treffen nicht nur die Nuklear- und Raketenprogramme des stalinistischen Staats. Auch die Lieferung von Luxusgütern für die Führungsriege in Pjöngjang ist Beschränkungen unterworfen.

„In einem so verarmten Land wie Nordkorea sind Luxusgegenstände eine wichtige Währung, um die Elite bei Laune zu halten und die Günstlinge der Mächtigen zu belohnen“, sagt ein südkoreanischer Regierungsvertreter, der ungenannt bleiben will. Und der größte Liebhaber edler Artikel ist Nordkoreas „Geliebter Führer Genosse General“. Er nennt den größten Weinkeller des Landes mit Platz für 10.000 Flaschen sein Eigen. Auch für Hummer, Kaviar und teures Sushi hat er eine Vorliebe.

Kims einstiger persönlicher Sushi-Koch hat in einem Buch beschrieben, dass der Machthaber keinen Aufwand scheue, um seine Lüste zu befriedigen. Darin schildert er, wie Kim Sushi aus Japan und Kaviar aus dem Iran habe einfliegen lassen. Einen Assistenten habe er eigens nach China geschickt, um Hamburger zu holen. Die Berichte beziehen sich auf die späten 80er- und frühen 90er-Jahre, als Nordkorea eine verheerende Hungersnot erlebte.

Südkoreanischen Geheimdienstmitarbeitern zufolge hat Kim vor allem seine Trinkgewohnheiten im Laufe der Zeit gemäßigt. Statt Kognac genieße er mittlerweile eher ein Glas Wein. Spitzenkader seiner Regierung beschenke er mit Autos – bevorzugt Mercedes-Limousinen – Klavieren, Videokameras und Ledersofas.

Nordkorea am Kauf solcher Luxusartikel zu hindern könnte sich allerdings als schwierig erweisen, glaubt der Kim-Biograf Michel Breen. Die Regierung lasse die Waren von Mittelsmännern im Ausland kaufen und dann nach Nordkorea schicken oder persönlich ins Land bringen. Die Frage ist ohnedies, was überhaupt unter Luxusartikeln zu verstehen ist – vor allem aus der Sicht des durchschnittlichen Nordkoreaners mit einem Einkommen von rund 2 Euro pro Tag. „Für den wäre ein Hamburger Luxus, vielleicht sogar eine zweite Schale Reis“, sagt Breen.