Die Zahlmeisterin

Parfümeur wettert gegen Christiane Schönfeld: Die Leiterin der NRW-Arbeitsagentur hat Krach mit Unternehmern

Christiane Schönefeld mag klare Aussagen. Als Chefin der Arbeitsagentur in NRW berichtet sie jeden Monat über die seit Jahren fast kontinuierlich ansteigenden Zahlen an Menschen ohne Arbeit im Land. In der vergangenen Woche waren ihre Zahlenspiele im elften Stock des Düsseldorfer Amtes besonders deprimierend. Sie musste das schlechteste Angebot an Ausbildungsplätzen seit 30 Jahren verkünden. „Die verbesserte Konjunktur hat keine Ausbildungsplätze gebracht.“ Und: Nur 24 Prozent der Unternehmen in Nordrhein-Westfalen haben in diesem Jahr Auszubildende eingestellt.

Schönefelds klare Worte stoßen bei den Industrie- und Handelskammern (IHK) auf Gegenwehr. Wie jedes Mal, wenn die 49-jährige Juristin Journalisten mit Zahlen füttert. Die Chefin der Agentur sei „tendenziell unternehmenskritisch“, heißt es aus der IHK. Immer kreide sie den Firmen fehlende Jobs und Azubis an. Diese ständigen „moralisierenden“ Einschätzungen stünden ihr nicht zu.

Diesmal regt sich Gerhard Pieper, Präsident der Vereinigung der 16 Kammern in NRW, über die dramatischen Zahlen der fehlenden Azubistellen auf. Wenige Stunden nach Schönefelds Pressekonferenz teilt der Chef der Parfümerie-Kette Pieper mit: Die „Anschuldigungen“ der Arbeitsagentur seien nicht korrekt, der Ausbildungsmarkt 2006 „eher positiv.“ Schönefeld berücksichtige nicht die Unternehmen, die ihre Azubis nicht an die Agentur melden würden. Er habe ein „großes Unverständnis“ für die Darstellung der Arbeitsagentur.

Schönefeld, seit zweieinhalb Jahren im Amt, verweist hingegen auf ihre Zahlen. „Ich gebe nur die Erhebungen und Umfragen wieder“, sagt sie. Zwar könne sie bei der Zahl der angebotenen Ausbildungsplätze auch keinen Anspruch auf absolute Vollständigkeit erheben. Aber die 10.000 suchenden Jugendlichen in NRW seien ein unumstößlicher Fakt. „Sie alle haben einen Namen und ein Gesicht.“ Diese Zahlen seien objektiv erhoben worden und ließen keine andere Deutung zu. „Ich werte nicht“, sagt Schönefeld.

Gelegenheit, ihren Streit fortzusetzen, haben Pieper und Schönefeld genug. Beide sind Vertreter beim Ausbildungskonsens NRW, dem Zusammenschluss aus Politik und Wirtschaft. Erst gestern tagten sie in der Düsseldorfer Staatskanzlei. Und die Kontrahenten saßen sich, wie könnte es anders sein, direkt gegenüber. ANNIKA JOERES