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DER RÜCKTRITT VON ISRAELS STAATSPRÄSIDENT KATZAV IST ÜBERFÄLLIGVorwurf der Vergewaltigung im Amt

Die Patrioten in Israel wollen die Sache möglichst schnell vom Tisch haben: Schickt den Präsidenten nach Hause, und Schwamm drüber, so sagt der Bauch des stolzen Israeli. Ein Prozess, der die schmutzigen Details des Liebeslebens von Staatschef Moshe Katzav enthüllt, ist das Letzte, was das von Land jetzt braucht. Doch genau das Gegenteil ist der Fall: Eine sorgsame Aufarbeitung der Vorgänge im Präsidentenhaus ist angesagt, um den Staat aus dem Sumpf zu retten.

Wenn nur ein Bruchteil der Anschuldigungen stimmt, dann müsste Katzav doppelt hart bestraft werden. Denn dann hätte er doppelten Schaden angerichtet: als Mann, der Frauen auf sexuelle Objekten reduziert und sie sich mit Gewalt gefügig macht; und als Präsident, der sein Amt mit Füßen tritt, anstatt moralisches Vorbild zu sein. Für Letzteres muss er weder Gesetze noch Paragrafen fürchten: Hier werden nun die Journalisten zu Richtern, auch um Versäumtes nachzuholen.

Allein die Tatsache, dass Katzav es nach all den Wochen noch immer nicht für nötig hält, sich zumindest temporär von seinem Amt zu verabschieden, lässt peinliche und unbequeme Fragen zum Präsidenten zu. Hätte er sich doch nur ein Beispiel an Justizminister Chaim Ramon genommen: Der brauchte nur ein paar Tage Bedenkzeit, um infolge des Vorwurfs, eine junge Frau in aller Öffentlichkeit gegen ihren Willen auf den Mund geküsst zu haben, von seinem Amt zurückzutreten.

Die polizeilichen Empfehlungen, ein Verfahren zu eröffnen, sind für die Feministinnen im Land kaum Grund zur Freude. Die Affäre kann vorläufig nichts anderes auslösen als einen Aufschrei darüber, dass so etwas überhaupt passieren kann. Laut dem Untersuchungsbericht der Polizei besteht Grund zur Annahme, dass die sexuellen Nötigungen über Jahre zum guten Ton im Präsidentenbüro gehörten. Ist es tatsächlich möglich, dass ein Serienvergewaltiger dem Staat vorsteht? Wenn ja, dann kann es nicht damit getan sein, allein den Präsidenten vor Gericht zu stellen. Dann gehört Mitwissern und Mittätern ebenso der Prozess gemacht. SUSANNE KNAUL

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