DAS ENTSCHEIDENDE DETAIL

Der Berliner Künstler Aram Bartholl hat kürzlich fünf USB-Sticks in Mauern New Yorker Gebäude einbetoniert. Nur die Stecker ragen aus der Wand heraus, offen und für jeden nutzbar. Was zunächst albern wirken mag, ist in Wirklichkeit ein ernster Appell. Für einen verantwortungsbewussten, freien Datenaustausch. Das Prinzip ähnelt dem des „toten Briefkastens“: Die Sticks kann jeder, dem es nicht zu peinlich ist, sich mit seinem Laptop an eine Wand anzuschließen, als Datendepot nutzen oder sich etwas herunterladen.

Der Künstler will seinem Publikum mit solchen Aktionen verdeutlichen, dass das Handeln im virtuellen Raum Internet reale Auswirkungen hat. Auf seiner Homepage www.datenform.de ist dokumentiert, wie er Elemente aus der digitalen Welt in der analogen platziert: Bartholl montiert Chat-Sprechblasen über realen Personen und verziert Hauswände mit Zeichenreihen, die man normalerweise auf Webseiten eintippen muss, um zeigen, dass man ein Mensch ist und kein Spambot. Letzteres Werk trägt den doppeldeutigen Titel „Are you human?“. Der Nutzer, der die Codes eintippt, tut nämlich nichts anderes, als diese Frage zu beantworten.

Die USB-Sticks in New York sollen zeigen, dass Internet-Surfer beim „Filesharing“, mit dem oft Musik- und Filmpiraterie gleichgesetzt wird, selbst wissen müssen, worauf sie sich einlassen. Wie im Netz ist nämlich auch bei den Mauer-Sticks nicht klar, welche Gefahren dort lauern, da jeder darauf zugreifen kann. Anders gesagt: Daten sollten so frei wie möglich getauscht werden können, ungefährlich ist das aber nicht. TIQ