Die Möwenretterin

Valeska Diemel wusste schon früh, was sie mit ihrem Leben anfangen will: Die Natur schützen. Mit neun Jahren war sie mit ihren Eltern auf einem Krabbenkutter. Dort bekam sie das, was die heute „Krabbenkuttertrauma“ nennt. Danach wurde Diemel Vegetarierin. Heute liegt sie in den Dünen und bewacht die Möweneier. Sie beschützt die vom Aussterben bedrohte Sturmmöwe vor Eierdieben. Denn im letzten Jahr wurden so viele Eier gestohlen, dass es kaum noch Küken gab.

Früher waren Möweneier in Norddeutschland eine Delikatesse, heute sind sie deshalb vom Aussterben bedroht. Schon als Kind wollte Diemel Meeresbiologin werden. Heute arbeitet die 21-Jährige an ihrer Bachelorarbeit in Umweltwissenschaften und hat sich schon für den Master eingeschrieben. Ihre Eltern haben sie und ihr Umweltbewusstsein geprägt: Ihr Vater war früher bei Amnesty International und ihre Mutter war in der Anti-AKW-Bewegung aktiv.

Die geborene Berlinerin ist in Hamburg aufgewachsen, dann nach Oldenburg gezogen und wohnt jetzt in Bremen. Hier hat sie bei Sea Shepherd, einer Tierschutzorganisation, neue Aufgabe gefunden. Die meisten Aktionen macht Sea Shepherd in der Arktis oder vor Kolumbien. Hier kann Diemel helfen und trotzdem studieren. Bevor sie zu der Organisation kam, hat sie eine wahre Odyssee von Natur- und Tierschutzgruppen hinter sich. Contra Atom, Ausgestrahlt, Robin Wood, WWF, aber Meere waren immer ihr Lieblingsthema.

Deshalb schreibt sie ihre Bachelorarbeit auch in einem Campingbus hinter den Dünen. Das ist gerade weit genug von den Möwen weg, um sie nicht zu stören, aber nah genug dran, um potenzielle Eierräuber abzuschrecken. Die Studentin teilt sich die Kampagnenleitung mit einem Mitstreiter. So lasse sich alles gut vereinbaren, erklärt sie. Momentan heißt es aber noch abwarten: Denn es ist noch keine Brutzeit. Bis die Möwen kommen, reinigt sie die Brutstätten und sammelt Plastikmüll auf. Auch das stört sie nicht.  FRIDA KAMMERER