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heute in bremenGAK presents: Ein Dorf tut nichts

Elisabeth Schimana berichtet von dem Gefühl, sieben Tage lang unproduktiv zu sein

taz: Sie haben die BewohnerInnen eines oberösterreichischen Dorfes dazu gebracht, sieben Tage lang nichts zu tun. War das schwierig?

Elisabeth Schimana, Komponistin und Prozessmanagerin: Die Leute hatten natürlich schon große Bedenken. Wir haben Ersatzarbeitskräfte und Verpflegung organisiert, aber es gab natürlich Fragen wie: Kriegen die Kühe Euterentzündung, wenn jemand anders sie melkt? Und was denken die Leute aus den Nachbardörfern?

Wie war es dann?

Es hat den Leuten sehr gut gefallen. Ein Jahr später haben sie das Experiment sogar in eigener Regie wiederholt.

Wie waren die Regeln?

Erstens sind motorisierte Fahrzeuge tabu, damit es nicht zu diesem Ausflugsstress kommt, zweitens darf keine produktive Arbeit verrichtet werden. Wir hatten Bedenken, dass die Leute mit der ganzen frei werdenden Zeit nicht umgehen können, aber das war nicht so.

Man hat dann ja auch Zeit zu streiten.

Genau. Aber stattdessen sind sehr schöne Dinge passiert. Es gab viele Gespräche und Diskussionen, wir haben einen Gemeinschaftsraum eingerichtet. Dort haben sich tatsächlich fast alle immer zum Essen versammelt, auch die Alten, die eigentlich gar nicht mehr gut laufen können, obwohl wir ihnen das Essen nach Hause gebracht hätten. Es ist ein lustvolles Umgehen mit der Zeit entstanden.

Fragen: Henning Bleyl

Um 19 Uhr spricht Ludwig Paul Häussner in der Gesellschaft für Aktuelle Kunst (GAK, Teerhof 21) über bedingungsloses Grundeinkommen, gegen 20.30 Uhr folgen Film und Diskussion über „Ein Dorf tut nichts“

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