KOMMENTAR: KLAUS WOLSCHNER ÜBER MISSBRAUCHTE MEDIENMACHT
: Das hohe Gut Pressefreiheit

Wenn eine Zeitung an einem Ort fast ein Monopol der lokalen Berichterstattung hat wie der Weser Kurier in Bremen, dann hat sie eine besondere Verantwortung. Sie kann Personen und kulturelle Institutionen „niederschreiben“ oder eben hoch in den Himmel loben. Solange das sachlich begründet ist, gehört es zur Pressefreiheit.

Im Falle des Museums Weserburg wissen die wenigsten, dass hinter den Kulissen heftig gestritten wurde über die Frage, welchen Einfluss ein kaufmännisch verantwortlicher Geschäftsführer nehmen darf. Mehrfach ging Ulrich Hackmack auf die Redaktion zu und versuchte, Einfluss auf die Berichterstattung zu nehmen.

Und zwar aus einer Interessenlage, die auf persönlicher Verbundenheit beruht. Würde Hackmack eine Marmeladenfabrik führen, dann wäre es vielleicht normal, dass er die Firma als sein persönliches Eigentum betrachtet. Bei einem Medienunternehmen ist das nicht der Fall. Da geht es um ein hohes Gut, um Pressefreiheit. Der Journalist Paul Sethe hat 1965 einen Leserbrief über das Problem geschrieben, „dass die Besitzer der Zeitungen den Redaktionen (...) immer mehr ihren Willen aufzwingen.“ In diesem Brief steht der inzwischen berühmte Satz: „Pressefreiheit ist die Freiheit von zweihundert reichen Leuten, ihre Meinung zu verbreiten.“ Das Zitat geht weiter: „Journalisten (…) finden sie immer.“

Es ist die Aufgabe der taz, in Bremen solche Zustände öffentlich zu machen.