PORTRÄT THEOFANIS GEKAS VON THOMAS WINKLER
: Der Statistiker

Geht man allein nach den reinen Zahlen, dann hatte Theofanis Gekas mal wieder einen überaus typischen Arbeitstag. Der Stürmer der Frankfurter Eintracht spielte gegen den VfL Wolfsburg exakt 16 Pässe. Das waren so wenige wie von niemandem sonst, der auch nur annähernd so lange auf dem Feld stand wie Gekas, der nach achtzig Minuten ausgewechselt wurde. Zum Vergleich: Genauso viele Pässe spielte auch der Stürmerkollege Grafite beim Kontrahenten, allerdings in nur einer einzigen Halbzeit. Die entscheidende Zahl aber ist eine andere: Der Wolfsburger Brasilianer erzielte kein Tor, der Frankfurter Grieche dagegen deren zwei.

Aus einem Vorurteil, das den 30-Jährigen durch seine Karriere begleitete, ist mithilfe moderner Analysemethoden eine Einschätzung geworden, die sich mit Statistiken belegen lässt: Gekas nimmt eigentlich nicht am Spiel teil. Aber er schießt trotzdem Tore – und das in erstaunlicher Frequenz. Deshalb erinnert Gekas nicht nur seinen aktuellen Trainer Michael Skibbe, wie der nach dem 3:1-Sieg gegen Wolfsburg anmerkte, an einen gewissen Gerd Müller.

Man könnte auch – allerdings weniger freundlich – anmerken: Gekas ist ein Relikt aus der vergangenen Ära des Heldenfußballs. Während in München oder Dortmund, ja selbst in Mainz komplette Mannschaftsteile in taktischen Formationen verschoben werden, weigert sich Gekas erfolgreich, gewissen Erfordernissen des modernen Fußballs nachzukommen. Das hat dazu geführt, dass er in Leverkusen Schwierigkeiten bekam. Oder auch in Berlin, wo die Hertha-Fans ihn und sein demonstratives Desinteresse bei gegnerischem Ballbesitz mitverantwortlich machten für den Bundesliga-Abstieg.

Doch die dortigen Übungsleiter hatten, anders als jene in Bochum oder jetzt in Frankfurt, nur nicht verstanden: Wer die Passwege des Kontrahenten zustellen muss, der kann eben nicht auf Tore lauern. Und die sind immer noch das, was schlussendlich zählt im Fußball. Elfmal hat Gekas nun in der Liga getroffen, zweimal im DFB-Pokal. Die Zahlen geben ihm recht.