„Gegen den Krieg aufstehen“

OSTERN POLITISCH Ein Ostermontag ohne Ostermarsch ist für den Hamburger Bernd Schultze kein richtiger Ostermontag. Und das ist schon seit weit über 50 Jahren so

■ 62, Ton- und Lichttechniker, macht in seiner Freizeit Musik und nimmt seit 55 Jahren an den Ostermärschen teil.

Ich bin eigentlich jedes Jahr dabei, und das nun schon seit über 50 Jahren. Ich muss sechs oder sieben gewesen sein, als mich meine Mutter, die eine überzeugte Kommunistin war, Ende der 1950er-Jahre auf einen der ersten Ostermärsche überhaupt mitnahm. Das war schon spannend. Seitdem bin ich dabei, und Ostern ohne Ostermarsch ist quasi undenkbar.

Ich nehme an den Märschen teil, weil ich es wichtig finde, daran zu erinnern, dass wir noch immer Kriege auf der Welt haben, in denen die Menschen sich gegenseitig ausrotten. Das ist so absurd, da kann ich gar nicht anders, als Flagge zu zeigen.

Was sich in 50 Jahren geändert hat? Die Beteiligung ist heute viel geringer als früher, da waren es immer mehrere Tausend Teilnehmer, und nicht nur ein paar Hundert. Gerade in den 1960er- und 1970er-Jahren herrschte eine Aufbruchstimmung und das Gefühl, die Welt würde sich verändern.

Ich würde mir wünschen, dass möglichst viele Menschen gegen den Kriegswahnsinn aufstehen. Doch heute ist die Gesellschaft viel entpolitisierter. Trotzdem marschieren nicht nur Leute in meinem Alter mit, sondern auch viele junge Leute, die noch zur Schule gehen oder gerade in der Ausbildung stecken.

Als Tontechniker bin ich übrigens seit einigen Jahren für die Beschallung des Abschlussfestes am Carl-von-Ossietzky-Platz im Hamburger Stadtteil St. Georg zuständig. Denn wenn die Ostermarschierer gegen 14 Uhr da eintreffen, sollen sie gleich mit Musik begrüßt werden.

PROTOKOLL: MAC