Rückschlag im Abwehrkampf für Baukonzern Hochtief

ÜBERNAHME Australische Expertenkommission lehnt Giftpille für den spanischen Angreifer ACS ab

SYDNEY/ESSEN dpa | Der deutsche Baukonzern Hochtief gerät im Kampf gegen eine Übernahme durch den spanischen Konkurrenten und eigenen Großaktionär ACS weiter in die Defensive. Sein Trick, sich durch eine „Giftpille“, ein Zwangsgebot für die australische Tochter Leighton, zu teuer zu machen, funktioniert nicht. Die australische Übernahmeaufsicht Takeovers Panel spielt nicht mit.

Das Takeovers Panel sollte die Spanier zu einem vollen Übernahmeangebot für Leighton zwingen. Dazu hätte das Gremium bei dem bisherigen ACS-Angebot an Hochtief „inakzeptable Umstände“ für die Leighton-Aktionäre feststellen müssen. Der Punkt ist, dass Leighton an der Börse mehr wert ist als der gesamte Mutterkonzern. Zudem hatte Leighton Angst, die von Hochtief gewährte weitgehende Unabhängigkeit des Vorstands zu verlieren.

Das Gremium in Sydney lehnte die Anträge von Hochtief und Leighton mit der Begründung ab, ACS habe der australischen Tochter versprochen, die besonderen Strukturen zu erhalten. Hochtief will Berufung einlegen und erreichen, dass sich ein anders zusammengesetzes Gremium erneut mit dem Antrag beschäftigt.

Der größte deutsche Baukonzern wehrt sich mit allen Mitteln gegen die Übernahme. Die Hoffnung auf einen „weißen Ritter“, also ein freundliches konkurrierendes Übernahmeangebot, und eine Änderung deutscher Übernahmegesetze waren allerdings schon enttäuscht worden. Nach der Entscheidung aus Australien verglich Hochtief-Sprecher Christian Gerhardus den Abwehrkampf mit dem Bohren eines Tunnels: „Wenn Sie auf Widerstand stoßen und Rückschläge erleiden, darf man nicht direkt aufgeben. Notfalls braucht es schweres Gerät und Beharrlichkeit, um erfolgreich zu sein.“

Leighton-Chef David Mortimer sagte, er werde keine Berufung einlegen. Seinem Unternehmen sei es immer um die Unabhängigkeit gegangen. ACS habe Kontakt aufgenommen und angeboten, die Managementstrukturen schriftlich festzuhalten. Der Hochtief-Betriebsrat hält solche Zusagen allerdings langfristig für wertlos: „Ändert sich die wirtschaftliche Lage, sind alle Zusagen schnell Makulatur“, sagte Betriebsratschef Siegfried Müller.

ACS will nun nach der Genehmigung durch die Finanzaufsicht Bafin das offizielle Übernahmeangebot abgeben. Derzeit besitzt ACS knapp 30 Prozent der Hochtief-Anteile und bietet den Aktionären einen wenig lukrativen Aktientausch an. Nach Ansicht von Experten wollen die Spanier eher langfristig zu günstigen Bedingungen Hochtief-Anteile zukaufen. Denn für hohe Barofferten fehlt ihnen das nötige Geld. Hochtief gilt vor allem deshalb als Schnäppchen, weil die Ertragsperle Leighton zum Konzern gehört.