„Kontrolliertes Setting“

VORTRAG Christian Böhm erklärt, wie Prävention und Intervention gegen Gewalt an Schulen helfen

■ 48, Psychologe und Leiter der Beratungsstelle Gewaltprävention am Landesinstitut für Schulentwicklung in Hamburg.

taz: Herr Böhm, woher kommt Gewalt an Schulen?

Christian Böhm: Familiärer und sozialer Kontext schlagen sich nieder, so etwa der Erziehungsstil. Daneben nehmen Diskriminierungs- oder Opfererfahrungen und das Bildungsniveau Einfluss. Vor allem, wenn sich die Faktoren ballen, wird es schwieriger.

Wird in Schulen so viel gestritten und geschlagen, dass nicht mehr gelernt wird?

Es gibt Streitereien und Klassen, die davon sehr belastet sind. Das kann guten Unterricht schwierig machen. Grundsätzlich ist der Alltag aber nicht so belastet, dass Unterricht unmöglich würde.

Gesamtgesellschaftlich gibt es weniger aber heftigere Gewalt. Auch an Schulen?

Diesen Trend gibt es, aber auf die Situation an Schulen lässt er sich nicht direkt ummünzen. Grundsätzlich geht es weniger heftig zu, als auf der Straße. Denn in der Schule herrscht ein eher kontrolliertes Setting für Gewalt.

Tatsächlich kontrolliert oder schlicht subtil?

Richtig, Schulgewalt ist oft nicht so offen sichtbar und trotzdem äußerst belastend. Mit dem Wissen beobachtet zu werden, wählen SchülerInnen eher jene subtileren Gewaltformen.

Früher gab es den Lehrer mit Rohrstock, wie sieht es heute mit Gewalt von LehrerInnen an SchülerInnen aus?

Es gibt einzelne Kollegen mit unangemessenen Verhaltensweisen. So kommt es in Gemengelagen vor, dass sie sich tätlich verhalten. Wird dieses Fehlverhalten angezeigt, wird es erfasst. Das sind Einzelfälle, aber sie gibt es. INTERVIEW: ANDREAS KOOB

Vortrag und Diskussion, 18.30 - 21 Uhr, Konsul-Hackfeld-Haus, Birkenstraße 34