nicht verpassen!
: Bauchgefühl

„Unter anderen Umständen“, 20.15 Uhr, ZDF

Es sind einmal mehr die Oberflächen, die trügen. Deshalb muss die Kamera gleich zu Beginn über Schilffelder fliegen, über das weite wellende Meerwasser, direkt auf einen schwangeren nackten Bauch, der in ein enges Shirt gepackt wird. Unter diesen so ganz verschiedenen Oberflächen lauern also die Abgründe.

Und wie so oft, seit deutsche Krimis die Frauen als Ermittlerinnen entdeckt haben, ist deren besonderer Instinkt gefragt: soziale Kompetenz, Bauch und Kopf. Wirklich neu wäre dies alles nicht, gehörte der schwangere Bauch nicht der Kommissarin. Schließlich war es nur eine Frage der Zeit, bis die „Mehr Kinder für Deutschland“-Debatte auch im Krimi-Genre ihren Widerhall findet.

Ganz so einfach lief’s beim ZDF dann doch nicht: Die Kommissarin in Hoffnung ist realen Umständen geschuldet: Hauptdarstellerin Natalia Wörner wurde schwanger, das Drehbuch kurzerhand umgeschrieben. Dass dies nur bedingt gelungen ist, mag am Zeitmangel liegen – oder an der deutschen Marotte, die Kinder-Frage stets zum Über-Thema zu machen. So muss die Kommissarin gleich an zwei Babyfronten kämpfen – dem Säuglingsmord und der eigenen Mutterrolle.

In jenen Schilffeldern findet sich also eine Babyleiche. Und während Wörner hoch emotional, standes- und umstandsgemäß mit viel Bauch ermittelt, muss sie sich bei Lebensgefährten und Kollegen als schwangere, aber trotzdem funktionierende Frau behaupten.

Besonders spannend ist dies nicht, besonders humorvoll leider auch nicht. Und es dauert fast bis zum Ende des Films, bis der werdende Vater (Matthias Brandt) das Dilemma dieses Pilotkrimis benennen darf: „Du willst immer alles auf einmal, hm?“ Vielleicht will die bereits geplante Fortsetzung ein bisschen weniger. SUSANNE LANG