BERICHTIGUNG

Das Kopfsteinpflaster, die Sommerhitze, der leere Denkmalsockel, das Familienschweigen – all das nahm in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg, wie gestern zu lesen war, in Thomas Medicus’ Buch „Heimat“ die Signatur einer ungreifbaren historischen Belastung an. Vielleicht ist das auch ein Grund dafür, dass heute vielerorts, wo Touristen über Kopfsteinpflaster flanieren, eine Inflation der geschichtsbelehrenden Tafeln eingesetzt hat und jeder greifbare Zipfel von Vergangenheit in ein Kapital der Gegenwart umgemünzt wird. Manchmal wirkt das wie ein bemühter Bann, um die Geister der Vergangenheit stillzuhalten und ihr Böses zu exorzieren; manchmal wie ein Graben im Stollensystem der Geschichte, das schon allein für seinen Fleiß belohnt werden will.