Das Federvieh als Versuchskaninchen

In Ostwestfalen-Lippe soll demnächst der erste deutsche Freilandversuch mit einem Impfstoff gegen Vogelgrippe stattfinden. Ob er wirklich gegen H5N1 wirkt, wird später im Labor unter Sicherheitsbedingungen getestet. Die Stallpflicht in Ostwestfalen-Lippe bleibt aber trotz Impfversuch

Der bundesweit erste Freiland-Impfversuch gegen die Vogelgrippe soll in den kommenden Wochen in Ostwestfalen-Lippe beginnen. „Wir stehen in den Startlöchern“, sagte Elke Reinking, Sprecherin des Friedrich-Löffler-Instituts auf der Ostseeinsel Riems, und bestätigte einen Bericht der Tageszeitung Die Glocke. Der zweijährige Versuch an Hühnern und Gänsen steht unter der Leitung des Instituts. Allerdings seien einige Anträge noch „in der Schwebe“. Ziel des Tests sei es, einen verfügbaren Wirkstoff auf seine Zuverlässigkeit im Ernstfall zu prüfen.

Der Test solle herausfinden, ob eine effiziente und schnelle Impfung möglich sei und ob es trotz der Impfung zur Vermehrung und Ausscheidung des Virus kommen könne, erklärte Reinking. Bei dem Versuchsimpfstoff handele es sich noch nicht um einen so genannten Marker-Impfstoff, der infizierte und geimpfte Tiere voneinander unterscheiden helfe. Die Pilotstudie sei angesetzt für zwei Jahre, Teilbestände erhielten eine zweimalige Impfung im Abstand von drei Wochen. Etwa 56 Tage nach der zweiten Impfung solle eine Stichprobe von Impftieren und Kontrolltieren nach Riems gebracht und dort „unter Sicherheitsbedingungen“ dem aggressiven Vogelgrippevirus H5N1 ausgesetzt werden.

Dem Zeitungsbericht zufolge ist der Versuch an 5.000 Hennen in Bokel und 1.200 Gänsen in Kaunitz im Kreis Gütersloh geplant. Nach Reinkings Angaben müssen die Bestände zuvor auf Influenza untersucht werden. Der Test werde aber nicht zur Abschaffung der Stallpflicht führen, betonte Reinking. „Wichtig ist, den Kontakt von Nutzvögeln mit Wildvögeln zu verhindern.“ Dass der Test ausgerechnet in Ostwestfalen-Lippe stattfindet, liege an den günstigen Bedingungen vor Ort, sagte Reinking auf Nachfrage. Nötig seien etwa qualifizierte Amtsveterinäre vor Ort und Betriebe mit einer genügend großen Anzahl von Tieren.

Der Vogelgrippe-Erreger H5N1 hat sich in den vergangenen Jahren von Asien aus nach Europa und Afrika ausgebreitet. In Deutschland war das auch für Menschen gefährliche Virus H5N1 erstmals Mitte Februar bei Wildvögeln auf der Ostseeinsel Rügen aufgetaucht. Dort gilt seit August wieder eine verschärfte Stallpflicht für Geflügel. Weltweit starben seit 2003 insgesamt 151 Vogelgrippepatienten.

DPA/TAZ