Erstaunlich viele Fleischgerichte

KOCHBUCH Die Deutsche Herzstiftung gibt Empfehlungen für eine gesündere Ernährung – mediterran, aber wer nur Gemüse erwartet, liegt schief: Vegetarisches ist die Ausnahme

Ein Kochbuch, herausgegeben von einer Stiftung, die sich vorrangig mit Herzinfarkten und Schlaganfällen beschäftigt, könnte erstmal einen faden Beigeschmack erzeugen. Ein Geschmack von Verbot und Verzicht. Der Titel „Mediterrane Küche“ hingegen verspricht Urlaub, Sonne, Sand und Meer – also das süße, genussvolle Leben. Und der Untertitel „… eine Chance für die Zukunft“, gar etwas Innovatives. Was steckt also drin in diesem Kochbuch der Deutschen Herzstiftung?

So ambivalent die Erwartung sein könnte, so vielseitig ist der Inhalt. Als Autor und Chefkoch wurde Gerald Wüchner, Krankenhauskoch aus dem fränkischen und ausgewiesener Kenner der Mittelmeerküche, verpflichtet.

Das Buch informiert erstmal ausführlich über die Risiken des Lebens, die zu einer Herz-Kreislauf-Erkrankung führen können, um dann in die Vorteile der mediterranen Küche, inklusive einer kleinen Kräuter- und Gewürzkunde, einzuführen.

Ein Kapitel beschäftigt sich sehr ausführlich und lesenswert mit der Olive. Von der Frucht über Ernte und Verarbeitung zum Öl bis hin zu der Verwendung erfährt der Leser annähernd erschöpfend alles.

Die folgenden zwei Drittel des Buches bestehen dann aus dem, was man von einem Kochbuch erwarten kann: aus Rezepten. Von Frühstück über Mittag- bis hin zum Abendessen wird alles abgehandelt. Die Zutaten sind leicht zu besorgen und die Rezepte meist einfach nachzukochen. Die meisten Hauptgerichte geben eine Zubereitungszeit zwischen 20 und 50 Minuten an. Was dem Alltagskoch entgegenkommt, könnte dem ambitionierten Gourmet hingegen zu konventionell daherkommen.

Wer sich nun vorstellt, dass dies ein vorwiegend aus Gemüserezepten bestehendes Kochbuch ist, der irrt. Für Vegetarier oder gar Veganer ist die Ausbeute doch sehr gering. Wenn man sich nicht gerade auf die Salatvariationen, von denen es tatsächlich eine Menge gibt, beschränken möchte, muss man geradezu nach einem Gericht suchen, in dem kein Fisch, Fleisch oder wenigstens Käse vorkommt.

Gerade weil der Autor in dem Buch behauptet, dass Fleischgerichte in der mediterranen Küche eine „eher untergeordnete Rolle“ spielen, verwundert deren übergroße Anzahl. So suggeriert dieses Kochbuch die weit verbreitete Vorstellung, ohne Fleisch gehe es nicht – ganz entgegen der eigenen Empfehlung.

Auf Nährwertangaben wurde bewusst verzichtet. Vielleicht auch um nicht in den Verdacht der Diätküche zu geraten. Eigentlich schade, denn interessant wäre es, wie hier die mediterrane Kost im Vergleich abschneidet. Insbesondere für Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen darauf achten müssen.

Wirklich toll ist die Auswahl von zwölf unterschiedlichen Olivenöl-Dressings. Darunter so viel versprechende mit Altbier oder Sekt. NIELS HOLSTEN

Das Kochbuch: „Mediterrane Küche … eine Chance für die Zukunft“ ist bei der Deutschen Herzstiftung zum Preis von 20 Euro erhältlich