Jugendhilfe
: Marodes System

Auch in einem reichen Land wie Deutschland sterben Kinder an öffentlichem Geldmangel. Das ist ein Skandal – ein größerer als das Versagen einzelner Jugendamtsmitarbeiter in Bochum oder Bremen. Wenn eine Sachbearbeiterin im Jugendamt 70 vernachlässigte Kinder betreut, sind Fehler programmiert – denn sie hat nicht die Zeit, über Einzelfälle nachzudenken, geschweige denn sie mit Kollegen durchzusprechen. Immer mehr Eltern in Deutschland haben Probleme beim Erziehen. Immer mehr Kinder wachsen unter finanziell und sozial schwierigen Bedingungen aus. Wissenschaftler sagen das schon seit vielen Jahren, die Medien berichten über das Thema: Kein Verantwortlicher kann also sagen, er hätte nicht gewusst, dass Kinder auch in Deutschland leiden müssen. Trotzdem dominiert in der politischen Diskussion zum Thema Jugendhilfe ein Wort: Sparen.

KOMMENTAR VON MIRIAM BUNJES

Um Geld zu sparen, hat die schwarz-gelbe Landesregierung 21 Millionen Euro im Landesjugendplan gestrichen. Das trifft die freien Träger, die Kindern Hilfe anbieten. Sie beginnen bereits damit, Angebote einzustellen. Es trifft aber auch Jugendämter.

Die meisten Städte der Ballungsräume sind pleite, viele befinden sich in der Haushaltssicherung. Von mehr Personal können Mitarbeiter der Jugendämter nur träumen, sie sind froh, wenn nicht noch mehr gekürzt wird. Die Einsparungen der freien Träger auffangen können sie nicht. Wovon auch?

Jetzt soll Vernetzung helfen und zugleich Geld sparen, schlägt CDU-Familienminister Laschet vor. Tatsächlich können Vernetzungen zwischen Ärzten, Jugendämtern und Kinderschutzvereinen dabei helfen, gefährdete Kindern schneller aufzuspüren. Aber es ändert nichts am Zustand der Jugendämter. Der Fehler ist das Sparen an sich. Kinder sind Zukunft. In ein paar Jahren sollen sie das Land weiter bringen. Es würde sich also lohnen, in den Nachwuchs zu investieren statt zu sparen.