„Gefahren des Tortebelegens“

HANDWERK Eine gewerbefreiheitskämpferische Radtour machen die Unabhängigen Handwerker

■ 47, Reetdachdecker seit 1996, Vorstand des Berufsverbandes Unabhängiger Handwerker.

taz: Herr Kuckuk, eine Panne bei Ihrer Jubiläums-Radtour …

Jonas Kuckuk: … wäre kein Problem: Es radelt ja ein Berliner Fahrradservice aus unserem Berufsverband mit. Für Reparaturen ist also gesorgt. Außerdem sind unsere eigenen historischen Fahrräder natürlich alle meisterfrei gewartet – da ist nicht mit Ausfällen zu rechnen.

Außer ich mach’ schlapp?

Bei der Tour kommt man eigentlich nicht außer Atem – und zum Schluss gibt’s im Lidice-Haus dann Kuchen. Die werden dort von Bäckerinnen vor aller Augen dekoriert. Damit demonstrieren wir die Gefahren des Tortebelegens, die den aktuell besonders scharf kontrollierten Meisterzwang in diesem Gewerbe so dringend erforderlich macht.

Als Gewerbefreiheitskämpfer starten Sie natürlich am Roland. Aber wie geht’s weiter?

Die Route orientiert sich an Orten, die in der Auseinandersetzung ums Zünftewesen wichtig waren: Wir fahren einige der früheren Standorte des Freimarkts an – der seinen Namen ja hat, weil auf ihm Dienstleistungen ohne Rücksicht auf die Ständeordnung angeboten werden durften – und radeln selbstverständlich in die Neustadt.

Warum dahin?

Als die ausgebaut wurde, hat Bremen die kaiserliche Zunftordnung kurzerhand außer Kraft gesetzt: Das war sehr wichtig, weil die ständischen Handwerker die Pläne nicht realisieren konnten oder wollten: Von Gewerbefreiheit profitiert letztlich die ganze Gesellschaft.

Aber auch die Zunftordnung hatte doch Vorzüge – als früher Versuch, eine Gewährleistung zu garantieren …

Das war höchstens ein Teilaspekt. Wichtiger war immer, die Konkurrenz klein zu halten, um ein gutes Auskommen zu haben.

Wäre das verwerflich?

Das zu tun, indem man andere vom Wettbewerb ausschließt, ist jedenfalls kein Modell für die Gegenwart.  INTERVIEW: BES

14 Uhr, Marktplatz, Roland: Radtour & Kaffeeklatsch zu 20 Jahre Bund Unabhängiger Handwerker