Renaissance des Heims

BEHINDERTE Die Stiftung Friedehorst zentralisiert Wohneinrichtungen. Für den Martinsclub eine „Bankrotterklärung“ – doch auch er steht unter Kostendruck

Wie sehr Menschen mit Behinderung am gesellschaftlichen Leben teilhaben, hängt ganz wesentlich davon ab, wie sie wohnen. Die Erkenntnis ist alt, steht derzeit aber in Bremen wieder auf der Tagesordnung: Dass die diakonische Stiftung Friedehorst nun drei kleinere Wohneinheiten zurück in eine zentrale Einrichtung bündelt, nennt Thomas Bretschneider, der pädagogische Leiter des Martinsclub „eine konzeptionelle Bankrotterklärung“.

Um die Bewohner sozial zu integrieren, wurden in Bremen und Umgebung seit den 80er Jahren zahlreiche Großeinrichtungen aufgelöst und dafür kleinere, selbstständigere Wohnformen geschaffen. Ein Zurück in „überkommene Strukturen“, so sagt Bretschneider, dürfe nicht die Reaktion auf finanzielle Engpässe sein.

Bei einer Veranstaltung des Landesbehindertenbeauftragten Joachim Steinbrück und des Diakonischen Werks am vergangenen Freitag, sprach auch Hans-Christopf Maurer, der eine hessische Einrichtung dezentralisiert: Ihm geht es vor allem darum, Angebot und Nachfrage in Einklang zu bringen. „Kein Klient will das mehr“, sagt er. Stattdessen gäbe es die berechtigte Frage: „Warum muss ich in einer Anstalt wohnen, nur weil ich behindert bin?“ Bedarfsgerechte Angebote zu bieten, sei keine Kostenfrage.

Bretschneider schildert, dass auch die Projekte des Martinsclubs unter Kostendruck stehen.

Die geförderte Modellphase für das Konzept „Nahbei“ in Findorff laufe aus. „Dort leben Menschen qualitativ in den Stadtteil eingebunden“, sagt er. Es gebe Räume, die ihnen und anderen AnwohnerInnen zur Verfügung stünden. Die Menschen hätten eigene Wohnungen, die BetreuerInnnen müssen klingeln. Das soll so bleiben, er will die Sparquote nicht nach unten durchreichen, notfalls müsse an der Struktur gespart werden.

Andreas Koob