: Spieglein, Spieglein
Mit „clap“ bekommen Medien und Werber nun ihr eigenes Satiremagazin: Das Spaßdefizit soll weg
Medienmanager – ob Chefredakteur, Verleger oder Anzeigenfuzzi – sind unglaublich kreativ und lustig. Treiben Heidegger oder Herberger zitierend ihre Scherze und sitzen voller Lebensfreude in Brainstormingmeetings.
Stimmt so leider kaum, meint der Journalist Peter Bulo Böhling. „Der Humor vieler leitender Medien- und Kommunikationsmenschen erschöpft sich im Häppchenessen bei „Mediennächten.“ Weil ihm das zu wenig ist, hat er der Branche jetzt ein eigenes Satiremagazin gebastelt.
„clap“ heißt es, und sein Macher Bulo kennt sich bestens aus in der Kommunikationswelt, aber auch mit deren Spaßdefizit: Mehrere Jahre war er Medienredakteur beim führenden Branchenblatt „Werben und Verkaufen“ (wuv) – inzwischen hat er sich hauptsächlich auf die kritische Beobachtung verlegt und festgestellt: Selbstreflektion mit Augenzwinkern ist in der Branche Mangelware. Jeden Tag aufs Neue steuern Führungskräfte ihre Medien und Werbeprodukte in belanglose Peinlichkeiten, unterstützt von vermeintlich Kreativen. Das Ergebnis gibt es alle 15 Minuten in der Werbeunterbrechung zu sehen oder auch auf mancher Magazinseite.
An Bascha Mika und 1.499 andere Wichtigkeiten des deutschen Medienalltags – vom BBDO-Chef Klaus-Peter Schulz bis zum Springer-Vorstand Mathias Döpfner – hat Bulo seine Erstausgabe (Untertitel: „Für Neugierige, Eitle und Schadenfrohe“) geschickt. Der Springer-Chef findet auch gleich seinen Platz. „Ich kann alles besser, machen soll das freilich ein anderer“, bedeute seine typische Körperhaltung – vorgeschobener Kopf. Meint zumindest Menschenkenner Samy Molcho in „clap“. Auch dabei: Petra Gessulat, Cosmopolitan-Chefredakteurin, qua Funktion schönste Frau im Lande. Wer das anders sieht, kann sie per Schnippelbogen ein wenig „ummodeln“. Zur Verfügung stehen etwa die Frisur von Edda Fels, Unternehmenssprecherin von Springer, und das Ballkleid von Regine Sixt.
„Boshaft“, soll das Ganze sein, „aber nicht bösartig.“ Eine Mischung aus People- und Satireblatt soll „clap“ sein, vertrieben nur an die Entscheider. „So viele von denen sagen, dass sie die Kreativsten und Lockersten sind, dabei haben sie einen Stock im Arsch“, erklärt Bulo. Die erste Ausgabe zeigt, dass seine Botschaft zumindest die Werber erreicht: Focus/Burda und G+J haben ganzseitige Anzeigen geschaltet. MAX HÄGLER
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen