LIEBESERLÄRUNG: Der „Club“
„ICH BEREUE DIESE LIEBE NICHT“, WIRBT MAN BEIM 1. FCN. STIMMT JA – ABER WARUM DANN EINEN PRIMA TRAINER FEUERN?
Vielleicht ist es heute schon soweit. Wenn der 1. FC Nürnberg – der „Club“– in Mainz verliert, ist der achte Abstieg nah. Das wäre neuer Rekord. Doch was soll’s: Dass der Club ein Depp ist, weiß sowieso ganz Deutschland. Außer Max. Er besteht vehement darauf, sein weißes Trikot aus türkischer Imitatherstellung jeden Tag zu tragen. Ist es dreckig, sagt er: „Ich will dreckig sein.“ Ist es nass, legt er es auf die Heizung und wartet. Woher Max (2) diesen Spleen wohl hat? Ich ahne es, will es aber nicht zugeben.
Doch ich gestehe, den aktuellen Werbeslogan des 1. FC finde ich genial: „Ich bereue diese Liebe nicht!“ So was kann nur bei Clubfans funktionieren. Während der FC Bayern seinen Anhängern einhämmert, ihr Verein sei „Forever Number one“, räumt der fränkische Fatalistenclub selber ein, dass es viele Gründe gäbe, auf Distanz zu gehen. Das einzige Versprechen lautet: Ärgern ist auch Unterhaltung und allemal besser als die langweilige Ballbesitzerei der Bayern. Die Grenze zum Masochismus ist jedoch fließend und wird oft überschritten.
Wie am Mittwoch, als der Club den innovativsten Trainer rausschmiss, den er seit dem Pokalsieg 2007 mit Entertainer-Coach Hans Meyer hatte. Der geflogene Holländer Gertjan Verbeek sah aus wie Rod Stewart und forderte die Mannschaft auf, sie solle „rocken“, also schönen Angriffsfußball spielen, statt im Abstiegskampf nur zu treten und zu mauern. Tja. Schön war’s, nur leider nicht erfolgreich.
Wobei: Was ist schon Erfolg? Relativ! Die Nürnberger Abendzeitung, die einst die wunderbare Schlagzeile „Der Club ist ein Depp“ erfand, ist längst pleite. Der Club lebt noch, immerhin. Max jedenfalls hat schon die richtige Fan-Einstellung. Seine Antwort auf die Frage, ob er über die vielen Niederlagen traurig sei: „Bin nicht traurig. Hab doch nicht mitgespielt!“ Na dann – auf in die 2. Liga! LUKAS WALLRAFF
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