: Berlin-Pop, ironisch
„Die Besessenheit ist wenigstens / ein Gemeinschaftsraum gewesen / wo das Leben bodenturnen konnte.“ Die neue Platte von Bruno Franceschini & Band trägt den generösen Titel: „Das alles kannst du haben“. Die Texte sind von verspielter Intelligenz, sind leise-traurig und machen gute Laune. Sie erzählen vom Alltag der netten, aber irgendwie verlorenen Thirtysomethings und von einem Leben, das sich als nicht so aufregend entpuppt wie geplant, aber Gott, was soll’s. Am Ende bleibt alles Leiden auf hohem Niveau und schult den Humor. Und an die Liebe glauben wir sowieso. Zwischen Jazz und italienischem Chanson ist die Musik mit ein paar Klangspuren vom guten alten Schweinerock angereichert und macht sich beharrlich über sich selbst lustig. Dabei pendelt die Stimme Franceschinis mühelos zwischen Bass und Tenor.
Mitte der 90er-Jahre kam er nach Berlin, um sein Philosophiestudium fortzusetzen: Arm, aber Zeitmillionär: das war die Situation. Inzwischen hat ihn mancher Realitätspartikel stückchenweise lakonisiert, und der Unterton wird schärfer. Desinteressiert an einer pragmatischen Lebensführung und Modetrends ist der Mann geblieben, wie bei seinem Albumrelease heute Abend zu hören sein wird.
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