Endzeitstimmung in Franken

ABSCHIEDSTOURNEE Der 1. FC Nürnberg zeigt auch nach dem Trainerwechsel eine erschütternde Leistung und taumelt nach der 0:2-Niederlage gegen starke Mainzer dem Abstieg entgegen

AUS NÜRNBERG CHRISTOPH RUF

Roger Prinzen konnte einem leidtun. Der Mann, der erst am Donnerstag die erste Trainingseinheit geleitet hatte, konnte schließlich am wenigsten für einen Auftritt seiner Nürnberger Mannschaft, den man nur mit einem Wort beschreiben konnte: desolat. Dementsprechend resigniert war die Stimmung nach dem 0:2 bei den 4.000 mitgereisten FCN-Fans: Nach gut einer Stunde stellten sie die Unterstützung ein. Die Fans, das weiß auch Prinzen, planen bereits mit der Zweiten Liga. Und haben nur noch eine Hoffnung: Dass sie dann nicht eine Liga unter den verhassten Fürthern spielen.

Prinzen hingegen durfte keine Zeichen von Resignation aussenden – nicht nach dem ersten Spiel als Cheftrainer. Also sagte er: „Es kann sein, dass für unsere Fans die Sache schon durch ist. Für uns ist sie das noch nicht.“ Man habe noch nicht aufgegeben: „Wir konzentrieren uns ab Montag ganz auf das Heimspiel gegen Hannover.“ Das sei dann das Endspiel im Fernduell, das sich der Club mit dem HSV um Relegationsrang 16 liefere, ergänzte Keeper Raphael Schäfer: „Da müssen wir vorlegen.“

Allerdings konnte auch Schäfer nicht bestreiten, dass seine Mannschaft gegen die vor allem im ersten Durchgang starken Mainzer wie ein Sparringspartner gewirkt hatte. Kaum einen Zweikampf gewannen die Nürnberger, die hilflos mit ansehen mussten, wie Mainz ein halbes Dutzend allerbester Chancen herausspielte, während sich der Torwart der 05er, Loris Karius, zu Tode langweilte. Dennoch dauerte es bis zur 30. Minute, ehe Shinji Okazaki eine Flanke von Johannes Geis einnickte. Es war Okazakis 14. Saisontreffer, er löste damit Shinji Kagawa als treffsichersten Japaner, der je in der Bundesliga spielte, ab. Das 2:0 fiel erst kurz vor der Halbzeit durch Christoph Moritz (44.), doch dazwischen hatten die Mainzer eine Reihe bester Möglichkeiten, die ihnen von einer vogelwilden Nürnberger Defensive ermöglicht wurden. Elkin Soto (32.), Christoph Moritz (34.) und Yunus Malli (35.) hätten das Ergebnis in Höhen schrauben können, die den Klassenunterschied zwischen beiden Mannschaften besser veranschaulicht hätten. 05-Trainer Thomas Tuchel, bei dem Prinzen noch vor vier Wochen hospitiert hatte, war dennoch bester Dinge: „Ich bin wahnsinnig glücklich, mit welcher Intensität und Energie meine Mannschaft ihre Spiele bestreitet.“ So sah das auch Johannes Geis. „Jetzt können wir unseren Mannschaftsabend richtig genießen“, freute sich der Mainzer Mittelfeldmann, dessen Team nun kurz vor der Qualifikation für die Europa-League-Ränge steht. „Als gebürtiger Franke würde mir ein Abstieg des Clubs aber ein bisschen wehtun.“

Der 1. FC Nürnberg hatte ja mitten in der Woche seinen Trainer Gertjan Verbeek vor die Tür gesetzt. Dessen Offensivkonzept, hieß es, trage die Hauptschuld an der Niederlagenserie der vergangenen Monate.

Doch die Defensivtaktik, die der Club nach ordentlichem Beginn unter Prinzen praktizierte, zeigte, dass Verbeek vielleicht doch nicht so falsch lag mit seiner Einschätzung, dass eine verunsicherte und anfällige Mannschaft nicht besser wird, wenn man sie hinten Fehler um Fehler machen lässt. „Wir haben einen großen Qualitätsverlust durch die vielen Verletzten“, seufzte Kapitän Schäfer nach der neunten Niederlage im zehnten Spiel hintereinander. „Aber der neue Trainer hat uns die Hilfestellung gegeben, die wir im Abstiegskampf brauchen.“ Davon war in den 90 Minuten zuvor aber nicht viel zu sehen gewesen.