Freundesauge und Helfershelfer

BERLIN taz | Auf den ersten Blick wirkt md4-200 wie der skurrile Flieger eines Modellbauclubs. Vielleicht hat ihm die Bundesnetzagentur darum nur einen Sendebereich oberhalb von 35 Megahertz erteilt, womit er Modellfliegern nicht ins Gehege kommen kann. In Wirklichkeit nämlich ist das Gerät der Firma microdrones mit Sitz im nordrhein-westfälischen Siegen ein hoch kompliziertes Einsatzgerät, das seit einiger Zeit bei Polizei und Feuerwehr getestet wird.

Gerade einmal 912 Millimeter Spannweite besitzen seine vier Rotoren bei einem Gewicht von knapp 600 Gramm. Auch das mögliche Zuladegewicht von 200 Gramm klingt zunächst harmlos. Doch das genügt für die Ausstattung mit einer Fotokamera, einem tages- oder nachttauglichen Videogerät oder einem GPS-Sender. Für die Feuerwehr sind auch ein Gasspürgerät oder andere Sensoren möglich.

Für die Polizei interessanter sind natürlich die Überwachungsfunktionen. Nicht umsonst wird die ferngesteuerte Drohne mit der sperrigen Bezeichnung „Drehflügler“ als das neue „Auge der Polizei“ bezeichnet. Bis zu einer Flughöhe von sieben Metern sind dabei Personen oder Kfz-Kennzeichen identifizierbar.

Wie alle Hubschrauber benötigt auch md4-200 als Senkrechtstarter keine spezielle Landebahn, sondern kann nahezu überall abheben und landen. Dabei reicht seine Antriebsbatterie je nach Anforderung zwischen 18 und 30 Minuten bei einer maximalen Distanz von zwei Kilometern. Gesteuert wird das „fliegende Auge“ per Fernsteuerung und übermittelt seine Aufnahmen in Echtzeit.

So ausgefeilt soll der kleine Flieger inzwischen sein, dass er selbst beim Ausfall von zwei Rotoren noch in der Lage ist, sich für begrenzte Zeit in der Luft zu halten. Allerdings ist dann eine schnelle Notlandung angeraten denn md4-200 kostet inklusive zwei Kameras stolze 47.000 Euro. Zu schaffen macht dem Drehflügler allerdings starker Wind, weshalb die Herstellerfirma rät, ihn nicht oberhalb von 3.000 Metern über Meereshöhe einzusetzen. OTTO DIEDERICHS