LESERINNENBRIEFE
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Darf Kristina Schröder das?

■ betr.: „Kartoffeldebatte ohne Beweise“, taz vom 16. 11. 10

Kristina Schröder hat mit ihren Äußerungen zur „Deutschenfeindlichkeit“ offensichtlich die subjektive Wahrnehmung einer ganzen Reihe von Deutschen getroffen. Die Frage bleibt jedoch: Darf Kristina Schröder als Ministerin Äußerungen tätigen, die nicht nur nicht wissenschaftlich haltbar, sondern eindeutig falsch sind?

Ihre Lesart der Studie von Prof. Pfeiffer lässt zwei mögliche Schlussfolgerungen zu: Entweder ist sie tatsächlich nicht in der Lage, eine wissenschaftliche Studie richtig zu lesen, was sie in meinen Augen als Ministerin disqualifizieren würde, oder sie hat die Studie absichtlich falsch bzw. unvollständig zitiert, um sich damit bei einer konservativen, fremdenfeindlichen Bevölkerungsgruppe beliebt zu machen, eine zwar in der Politik nicht unübliche, aber dennoch alles andere als wünschenswerte Form des Populismus. Mit falschen Behauptungen, grundlosen Diffamierungen von Migranten und dem Vorschlag der Ausweisung von „integrationsunwilligen“ Migranten lässt sich die Integrationsdebatte jedenfalls nicht beruhigen. Ist es zu viel verlangt, wenn man von einer Ministerin konstruktive Verbesserungsvorschläge anstatt billigem Populismus erwartet?

NIKOLAJ JENTER, Siegen

Ein bisschen Angst geschürt

■ betr.: „Terroralarm löst Ruf nach schärferen Gesetzen aus“, taz vom 19. 11. 10

Gerade in Anbetracht der angeblichen Terrorgefahren und der vielen damit notwendig gewordenen Sicherheitsvorkehrungen drängt sich mir eine Frage auf: Wenn dieser Regierung unsere Sicherheit so sehr am Herzen liegt, warum werden dann die AKW Isar 1 und Isar 2, welche sich in unmittelbarer Flughafennähe befinden und laut verschiedenen Gutachten nicht einmal ausreichend gegen den Absturz einer Passagiermaschine gesichert sind, immer noch betrieben, und warum wird die Laufzeit gar verlängert? Wenn es unserer Regierung tatsächlich um unsere Sicherheit geht, dann hat sich Frau Merkel die einzige Alternative bereits vergeben: Abschalten! Dazu werde ich das Gefühl nicht los, dass aufgrund schlechter Umfragewerte einfach mal ein bisschen Angst geschürt wird. Denn ein ängstliches Volk lässt sich um einiges leichter regieren. Eine weitere Frage: Werden die neuen Sicherheitsvorkehrungen und die verstärkte Präsenz einer ohnehin total überlasteten Polizei tatsächlich nur zur Terrorprävention eingesetzt? Oder muss ich als Demonstrant oder Regimekritiker von heute an Angst haben, wenn ich gegen die von dieser Regierung verursachten Missstände einstehe und auf die Straße gehe? ROMAN HOFBAUER, Eichendorf

Gesund, weil „bio“?

■ betr.: „Staatlich zwangsbeglückt“, Leserinbrief vom 17. 11. 10

Der Leserbrief in der taz von Karin Huber hat mich einigermaßen schockiert. Feigen mit Überzug aus (Bio-) Schokolade und (Bio-)Apfelsaftschorle sind nicht gesund, weil „bio“ davorsteht.

Die Leserbriefschreiberin sollte mal mit einem Zahnarzt reden. Der kann Lieder von kleinen Kindern singen, die den ganzen Tag an einer Flasche mit süßem Saft nuckeln. In meinem (Bio-)Laden gibt es Biotabak. Ist der gesund? Sicher nicht. Vielleicht ist er weniger schädlich. Vielleicht waren die Tabakpflanzen glücklicher als konventionell angebaute. Apfelsaftschorle ist als Getränk, das dauernd über den Tag verteilt getrunken wird, ungeeignet. Hierfür bietet sich Wasser an.

Wenn Eltern das nicht wissen, ist es angebracht, dass ihnen die Schule das mitteilt. STEFAN MÜLLER, Berlin

Natur- und Landschaftszerstörung

■ betr.: „Spannung wegen langer Leitung“, taz vom 11. 11. 10

Endlich beschäftigt sich die taz mit dem umstrittenen deutschlandweiten Ausbau des Hochspannungsnetzes und dem vielfältigen Protest hiergegen. Ergänzt werden muss, dass bezüglich der in Niedersachsen geplanten Trasse Wahle–Mecklar entlang der Strecke mehr als 14.000 Einwendungen erhoben worden sind und sich die Genehmigungsbehörde möglicherweise unter dem Eindruck dieses Widerstands gezwungen gesehen hat, vom Betreiber ergänzende Unterlagen zu Möglichkeiten einer teilweisen Erdverkabelung zu verlangen. Bedeutsam erscheint hier, dass derzeit eine Verfassungsbeschwerde von ebenfalls betroffenen Bürgern und Gemeinden in Eydelstedt/Harpstedt vor dem Bundesverfassungsgericht (Az. 2 BvR 2012/10) anhängig ist. Hauptargumente der Widerstandsbewegung sind die drohende Natur- und Landschaftszerstörung und Zweifel an der Notwendigkeit dieser Maßnahmen. Ich bin der Meinung, dass die Betreiberargumente nicht kritiklos hingenommen werden sollten, auch das Kostenargument gegen eine vermeintlich teurere Erdverkabelung scheint nicht wirklich zutreffend zu sein. PETER SCHNEIDER, Bockenem