Transrapid-Sicherheit ist Bahn-Geheimnis

Auch nach dem Transrapid-Unglück will die Deutsche Bahn keine Details zum Sicherheitssystem preisgeben

Wie soll man Leben retten, wenn man das Sicherheitskonzept nicht kennt?

MÜNCHEN taz ■ Kilometerlang soll der Münchner Transrapid die Landeshauptstadt Richtung Flughafen queren – durch Tunnel und auf Stelzen, vorbei an Fabrikanlagen, Schnellstraßen und Wohngebäuden. Wie die Strecke allerdings abgesichert werden soll und wie die Rettungspläne im Falle eines Unglücks aussehen – darüber weiß man in München nichts, klagt Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD).

Die DB Magnetbahn GmbH, die das Projekt plant und auch bauen sowie betreiben soll, verweigere der Stadt und den un tergeordneten Sicherheitsbehörden die Herausgabe des Sicherheitskonzeptes. Für Ude ein „absolut nicht nachvollziehbares“ Vorgehen für die Münchner Strecke, die sich derzeit im Planfeststellungsverfahren befindet. Das Unglück im Emsland habe schließlich bewiesen, dass Fragen der Gefahrenabwehr und des Katastrophenschutzes dringend diskutiert werden müssen.

„Es ist mir unverständlich, wie in einem Katastrophenfall die städtischen Sicherheitskräfte Leben retten sollen, wenn sie das zugrunde liegende Sicherheitskonzept nicht kennen dürfen“, so Ude. Der Münchner Oberbürgermeister, der den Transrapid ablehnt und stattdessen einen weiteren S-Bahn-Ausbau fordert, hat nun Anfang dieser Woche Akteneinsicht beim Eisenbahnbundesamt beantragt, wo die Unterlagen derzeit bearbeitet werden. Dort hieß es, es müsse gegebenenfalls geprüft werden, ob die Anfrage gerechtfertig sei.

Die DB verteidigt sich gegen die Vorwürfe mit dem Verweis auf das „laufende Genehmigungsverfahren“. Auf Nachfrage der taz sagte Sprecher Andreas Hadji-Raftis: „Wir tun nichts Ungesetzliches oder Geheimes. Wir machen nur eines nicht: das Sicherheitskonzept ausdrucken und verbreiten.“ Das würde die Lufthansa auch nicht machen, so der Sprecher. Schon am vergangenen Mittwoch hatten zwei Landtagsfraktionen der Grünen an anderer Stelle auf Unstimmigkeiten bei der Transrapid-Sicherheit hingewiesen. Abgeordnete aus Bayern und aus Niedersachsen hatten festgestellt, dass sich der niedersächsische Verkehrsminister Walter Hirche (FDP) und der bayerische Verkehrsminister Erwin Huber (CSU) widersprachen. Während Huber etwa am 18. Oktober behauptet hatte, dass „Unfälle wie im Emsland“ in München nicht denkbar seien, hatte Hirche am 11. Oktober im niedersächsischen Landtag Gegenteiliges erklärt: Für die Strecke in München hätten „50 Magnetbahnexperten in Deutschland und das Eisenbahn-Bundesamt keine andere Sicherheitstechnik vorgeschlagen als die, die im Emsland angewendet worden ist.“ Die Grünen in Niedersachsen wollen die Sache nun vor einen Untersuchungsausschuss bringen. Die Informationspolitik der Landesregierung sei „schleppend und teils irreführend“, kritisierten die Grünen. Die SPD unterstützt die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses, will aber erst eine Anhörung am Freitag abwarten.

Für die DB ist Hirches Ministerrede dagegen nichts mehr als ein Missverständnis: „Es ging bei der Aussage nur um die Mindestanforderungen“, so Sprecher Hadji-Raftis gegenüber der taz, „meines Wissens nach werden diese in München übererfüllt.“ So seien bei der geplanten Strecke alle Fahrzeuge in eine automatische Streckensicherung miteinbezogen. Im Emsland war ein Zug mit einem Werkstattwagen zusammengestoßen, der von keiner technischen Sicherung erfasst worden war.

MAX HÄGLER