Gegen alle Gesetze der Physik

SINNSUCHE Nach dem 1:0-Sieg in Stuttgart am Sonntag schöpft der tumultuöse 1. FC Köln etwas Hoffnung im Abstiegskampf und gibt die rote Laterne ab. Der VfB dagegen gesellt sich wieder zu den Kellerkindern

Der 1. FC Köln hat den letzten Tabellenplatz verlassen, der VfB Stuttgart steckt wieder mitten drin im Abstiegsschlamassel. Das Aufeinandertreffen der beiden Traditionsklubs, das zum Duell der Kellerkinder geworden war, hatte nicht unbedingt einen Sieger verdient, aber fand dann doch einen Gewinner. Die Kölner können dank des Tors von Lukas Podolski nun wieder hoffen, der VfB steht nach dem 0:1 punktgleich auf dem Relegationsplatz.

Grundlage des Erfolgs war ein neues physikalisches Gesetz, das FC-Trainer Frank Schaefer vor dem Spiel entdeckt hatte. Reibung, hatte er postuliert, erzeuge Leistung. Die Reibung war zur Wochenmitte entstanden, bei der tumultartigen Jahreshauptversammlung des Kölner Klubs. Der Vorstand um Präsident Wolfgang Overath war von den Mitgliedern nicht entlastet, die Mannschaft lautstark ausgepfiffen worden. Manager Michael Meier immerhin, von einigen im Vorfeld als Bauernopfer ausgemacht, hatte den Abend überstanden, wurde de facto aber geschwächt. Overath kündigte an, dem bei Neuverpflichtungen bislang glücklosen Manager womöglich einen Sportdirektor zur Seite zu stellen.

Der entmachtete Meier saß in Stuttgart auf der Tribüne und hatte reichlich Gelegenheit, sich die Haare zu raufen. Denn es entwickelte sich ein nicht immer hochklassiges, aber verbissenes und intensives Spiel. Man merkte beiden Seiten an, dass sie in dieser Saison bislang unter den eigenen Erwartungen zurückgeblieben waren. Die von bisweilen überhartem Einsteigen und einigen Fehlpässen geprägte Nervosität wurde aber immer wieder durch gute Chancen unterbrochen: Martin Lanig ließ eine gute Kölner Schusschance von der Strafraumgrenze ungenutzt (27.), Lukas Podolski jagte den Ball aus aussichtsreicher Position in den grauen Himmel (38.). Auf der anderen Seite scheiterte Stuttgarts Nationalstürmer Cacau gleich zweimal aus kurzer Distanz an Kölns Torhüter Faryd Mondragón (11., 36.), der erst vor wenigen Tagen von Schaefer begnadigt worden war.

Diese Maßnahme erwies sich als Glücksgriff. Die Ruhe, die der kolumbianische Nationaltorsteher bei seiner Rückkehr ausstrahlte, tat dem Kölner Spiel sichtlich gut. In der zweiten Hälfte bekamen die Gäste die Stuttgarter Angriffsbemühungen immer besser in den Griff, ließen kaum noch etwas zu und setzten selbst immer wieder gefährliche Konter. Doch Podolski vergab zwei gute Möglichkeiten (50., 55.). Aber dann wachten die Stuttgarter langsam auf: Ein Freistoß von Boka landete auf Cacaus Stirn und von dort nur neben dem Tor (69.), und nachdem das Chaos im Kölner Strafraum ausgebrochen war, drückte Pavel Pogrebnyak den Ball an den linken Pfosten (79.).

Die Drangphase der Stuttgarter beendete aber ein Stuttgarter: Georg Niedermeier riss Milivoje Novakovic im Strafraum um. Den fälligen Elfmeter verwandelte Podolski sicher zum 0:1-Siegtreffer (82.). Die rote Laterne übergaben die Kölner damit an Mönchengladbach. TO