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: Blackouts in Serie

Sat.1 verklappt seine Thriller-Reihe „Blackout“ ins Nachtprogramm und wird in nächster Zeit wohl kaum noch solche Experimente wagen

Man kann so viel Gutes tun auf der Welt. Ein paar Groschen in die Spendenbüchse beim Bäcker werfen, seine alten Batterien im Supermarkt abgeben – oder einfach Sat.1 einschalten, wenn dort wieder eine Serie läuft, die sie sich beim Berliner Sender selbst ausgedacht haben. Damit sich Sat.1 nachher wenigstens über ein paar Prozent Marktanteil freuen kann. Aber offenbar hilft das alles nichts: Anfang der Woche sind nach einer langen, langen Reihe von Serienflops auch noch die ersten beiden Teile von „Blackout – Die Erinnerung ist tödlich“ abgeschmiert.

Vorneweg gesagt: Fernsehkritiker sind längst daran gewöhnt, dass das, was ihnen gefällt, von den ZuschauerInnen in der Regel lieber ignoriert wird. Eigentlich kann man sich da ziemlich gut darauf verlassen, und die Sender haben alle Angst, wenn einer mal was Positives über ihre Programme schreibt, weil man dann schon vorher weiß: Das kann nichts werden.

Daran kann es natürlich gelegen haben, dass Sat.1 sich am Sonntagabend beim ersten „Blackout“-Teil mit desaströsen 5 Prozent Marktanteil zufriedengeben musste. Schließlich lief in der ARD auch parallel „Tatort“. Doch am Montag, als der zweite Teil kam, verlor Sat.1 bei den jungen Zuschauern sogar gegen Ex-„Wochenshow“-Moderator Ingolf Lück und seine neue Kabel-1-Show. Das ist bereits demütigend genug.

Doch woran liegt es, dass bei Sat.1 „Bis in die Spitzen“, „LiebesLeben“, „Unter den Linden“, „Freunde für immer“ und jetzt eben auch „Blackout“ nicht funktionieren? Obwohl da stets ein paar ganz spannende Ansätze dabei waren. Und man kurze Zeit hoffen durfte, dass deutsche Serien nicht zwangsläufig Affen, Robben oder Hunde als Hauptdarsteller haben müssen.

Erster Erklärversuch: Die Zuschauer gucken eben derzeit lieber US-Serien. Und zweitens haben Deutschlands Privatsender ihre Zuschauer so lange für dumm verkauft, dass die sich daran gewöhnt haben. Sie erwarten jetzt gar nichts anderes mehr außer ein bisschen „Fun-Freitag“, einfachen Ermittlersoaps oder mal einem Schmusefilmchen am Abend.

Wie man das ändern kann? Vielleicht kann man das nicht mehr ändern. Mit neuen Konzepten für originelle deutsche Serien ist es jetzt bei Sat.1 erst einmal vorbei. Schon der dritte und vierte Teil von „Blackout“ werden ins Nachtprogramm verschoben: am kommenden Sonntag auf 23.35 Uhr, am Montag auf 23.15 Uhr. Um viertel nach acht läuft am Montag dann statt des düsteren Krimis im Drogenmilieu endlich „Romantic Comedy“: „Ein Millionär zum Frühstück“. So also sieht eine endgültige Kapitulation aus. PEER SCHADER