„Naturschutz ist verinselt“

Diskussion zu den Ansätzen der Umweltpolitik

■ 56, ist Diplombiologe, engagiert sich beim BUND und sitzt im Ausschuss für Verkehr & Umwelt der Linkspartei.

taz: Herr Sergel, Hamburg wirbt für sich selbst derzeit als „Umwelthauptstadt 2011“. Mit Recht?

Rudolf Sergel: Ich sehe das kritisch. Man konzentriert den Naturschutz in Hamburg zu sehr auf die Naturschutzgebiete. Wichtiger ist es, das ökologische System der Stadt als Ganzes zu schützen.

Und die gegenwärtigen Bemühungen der Stadt leisten das nicht?

Bei Programmen wie „Grün. Macht. Geld“ geht es eher darum, Grünflächen möglichst billig zu unterhalten und kommerziell zu nutzen. Zum Beispiel für Cafés oder Sportplätze.

Seit wann ist das so?

Seit im Jahr 2001 die alte Umweltbehörde zerlegt und umstrukturiert wurde. Der Umweltschutz ist seitdem der Stadtentwicklung angegliedert. Exemplarisch ist da die Rede von Senator Uldall aus dem Jahr 2004 mit dem Titel „Umweltschutz als Wachstumsbremse“. Natürliche Vegetation wird hier bekämpft.

Was kann diese Bekämpfung für Folgen haben?

Durch sie können ganze Ökosysteme zusammenbrechen. An einer Krautart hängen etwa zehn wirbellose Tierarten. Und von denen ernähren sich wiederum einige Vogelarten. Ich wohne im Bezirk Mitte, in dem der Sperling Patenart ist. Dort hängt man für ihn Mistkästen aus, vernichtet aber mit bestimmten Kraut- und Strauchschichten seine Ernährungsgrundlage. Das ist widersinnig. INTERVIEW: GOB

Podiumsdiskussion der Isebek-Initiative zur Umweltpolitik : 19 Uhr, Bürgertreff Altona-Nord, Gefionstraße 3