Gender-Punk direkt von der Venus

Das US-amerikanische „Ladyfest“ hat die Ruhr erreicht. Vorbild ist die „Riot Grrrl“-Bewegung der 1990er Jahre

Eigentlich untergräbt die Idee den Grundgedanken von Emanzipation. Denn im Prinzip sollte es egal sein, wer auf der Bühne ins Mikro schreit oder das Schlagzeug verprügelt. Das Problem ist, dass es eben doch einen Unterschied macht. Immer noch sind Frauen in Musik- oder Kunstszene unterrepräsentiert.

Deshalb gibt es das Ladyfest. Das erste fand im Jahr 2000 in Washington in den USA statt. In den Jahren danach wanderte es nach Glasgow und Hamburg. Heute startet das erste „Ladyfest Ruhr“. Das Programm in drei Locations der Städte Essen und Bochum verspricht einen Haufen Musik, aber auch Ausstellungen, Lesungen und Filme.

Die Idee hinter den Ladyfesten wurzelt in der „Riot Grrrl“-Bewegung der 1990er Jahre, die der Reduktion feministischer Inhalte auf vermarktungsfähige Slogans entgegen treten wollte. Denn es wurde schon damals immer undurchsichtiger, ob Mädchen mit „Girl Power“-Shirts einer geschickten Vermarktungsstrategie verfallen sind oder ob dahinter die feministische Bewegung steckt. Noch ist offen, ob sich das Ladyfest an der Ruhr auch mit diesen inhaltlichen Themen beschäftigt und sich nicht nur als oberflächliches Popfest geriert, wie die Werbung im Netz suggeriert. Immerhin betonen die Organisatoren, dass es kein Fest nur für Frauen werden soll, sondern für alle Menschen, egal welchen Geschlechts oder sexuellen Orientierung.

Start ist heute mit der Indie-Punk-Rock-Nacht: „The Backs“, das Elektronika-Projekt „Stockholm“ und „Die Parasiten“ mit „Punkrock von der Venus“. Der Samstag dient erst der Erholung. Mit Lach-Yoga, Kunstaktionen und dem dokumentarischen Filmprojekt „female&queer words&beats“. Abends geht es ladylike atemlos mit Elektro-Pop von „Bensch“ und “Die Perlen“ weiter. Dann folgt die Elektro-Avantgarde – oder doch Gender-Punk? – von „Näd Mika“. Sonntags chillen mit Beat-Pop von “Jor“ aus Köln und „Paris“ aus Schweden. Dann Party und dann ist es auch wieder vorbei mit dem Ladyfest Ruhr. NINA SELZER

3. bis 5. November 2006 Essen (Unperfekthaus) Bochum (Bastion und Orlando) Infos: www.ladyfest-ruhr.de