Eine Liebe von Schwan

Münster in Aufruhr: Der schwarze Schwan vom Aasee soll samt seinem geliebten Tretboot in den Zoo umziehen

Der Aasee in Münster müsste eigentlich Ih-See heißen. Denn er ist zu einem guten Teil nicht mit Wasser befüllt, sondern mit den Flüssigkeiten, die Münsterländer Landmänner auf ihre Felder spritzen und durch das Flüsschen Aa in das stehende Gewässer transportiert werden. Trotzdem spielt sich seit diesem Frühjahr höchst Romantisches auf den braunbrackigen Wellen ab. Ein Männchen der seltenen Gattung „Schwarzer Schwan“ fand nicht nur hier sein Zuhause. Er verliebte sich sogleich in eine weiße Schwänin. Diese Liaison, die bei den von Natur aus treuen Schwänen immer lebenslänglich währt, barg einen kleinen Nachteil. Die Geliebte des Schwarzen Schwanes war ein Tretboot in Schwanengestalt. Und dieses Boot, so der Wunsch des Besitzers, der Yachtschule Overschmidt, müsse nun endlich ins Winterquartier gebracht werden. Denn die Tretbootsaison ist traditionell im Oktober zu Ende.

Ein Aufschrei folgte in der Münsteraner Öffentlichkeit. Das Paar durfte nicht getrennt werden – so die verbreitete Meinung. Spendengelder wurden gesammelt, damit sich der ortsansässige Zoo, an der Westküste des Sees gelegen, der Sache annähme. Die Landesbausparkasse, selbst Seeanrainer, stellte, getreu ihrem Motto „Wir geben Ihrer Zukunft ein Zuhause“, die Unterbringungs- und Futterkosten. Seit gestern versucht nun niemand geringeres als der Zoodirekter Jörg Adler, durch gezielte Fütterungen den Schwan in seinen Tierpark zu locken – wo ihm seine Plastikfreundin noch den ganzen Winter Gesellschaft leisten soll. Eine ganze Woche ist für die Reise veranschlagt. Unter dem Blitzlichtgewitter der ortsansässigen Medien wird der Liebeskranke, wenn alles gut geht, sein neues Zuhause am 9. November neben dem Elefantengehege beziehen. Bereits sechs schwarze Schwäne leben bereits im Allwetterzoo – allerdings ohne Tretbootpartner.

Von den reichlich fließenden Spendengeldern wird nun gar ein „Schwanenfonds“ unterstützt. Dieser hilft, die durch die globale Klimaveränderung gefährdeten Sing- und Zwergschwäne vor dem Aussterben zu bewahren. „Ente gut – alles gut“ bei der westfälischen Geflügelsoap sozusagen. LUTZ DEBUS