Potsdamer Affäre schmeckt nach Stasi

BRANDENBURG Nach Medienberichten soll der umstrittene BBG-Geschäftsführer IM gewesen sein

Die Affäre um den Verkauf landeseigener Unternehmen und Immobilien in Brandenburg weitet sich immer mehr aus. Medienberichten zufolge soll der Geschäftsführer der Brandenburgischen Boden Gesellschaft (BBG), Frank Marczinek, zu DDR-Zeiten für die Stasi tätig gewesen sein. Dokumente belegten eine Tätigkeit als Inoffizieller Mitarbeiter (IM) des Ministeriums für Staatssicherheit, so der RBB. Schon im Mai hatte es Berichte gegeben, wonach zwei Prokuristen der BBG einst Stasi-Zuträger gewesen sein sollen.

Die Stasiunterlagenbehörde in Berlin bestätigte den Fund solcher Akten. Sprecher Andreas Schulze sagte, zu Marczinek seien erst nur Karteikarten gefunden worden. Die hätten den Hinweis enthalten, dass seine Berichtsakte 1989 vernichtet worden sei. Der RBB habe schließlich in Opferakten Belege für Marczineks Stasitätigkeit gefunden. Es lägen mehrere Berichte vor.

Neben dem damaligen NVA-Offizier Marczinek (mutmaßlich „IM Frank Wulff“) soll auch der ehemalige BBG-Geschäftsführer und Ex-DDR-Richter Harald Holland-Nell als „IM Fabian“ für die Stasi tätig gewesen sein. Schulze sagte, Holland-Nell habe nach den Akten der Stasiunterlagenbehörde 1987 eine Verpflichtungserklärung zur Stasi-Mitarbeit unterzeichnet. Er habe mehrere Berichte geliefert. Die Zusammenarbeit sei im November 1989 aber „mangels Perspektive“ beendet worden. Holland-Nell sei damals Richter am Stadtgericht Berlin gewesen. Heute ist der Ex-BBG-Chef nach dem Bericht der Potsdamer Neuesten Nachrichten als Anwalt tätig.

In der seit August brodelnden Immobilienaffäre geht es um Berichte, wonach das Land die BBG 2006 zu sehr günstigen Konditionen an Marczineks Firma TVF verkauft haben. Finanzminister war damals der SPD-Politiker Rainer Speer, der mit Marczinek offenbar gut bekannt ist. Speer ist Präsident eines Fußballklubs, in dem Marczinek Vorstandsmitglied ist. Unter dessen Regie soll die BBG 2007 die einst landeseigenen Potsdamer Krampnitz-Kasernen weit unter Wert verkauft haben. (dapd)