Diese Wahl ließ keine Wahl

FU wählt Präsidenten

Alt muss zeigen, dass er Diplomatie kann

Eine Wahl mit nur einem Kandidaten ist keine Wahl. Sie bietet keine Alternative für Andersdenkende, sondern ist wie eine Speisekarte mit nur einem Gericht – oder eben eine „Königskrönung“, wie es Mitglieder des Astas nennen. Am Mittwoch wurde Peter-André Alt als Präsident der FU in seinem Amt bestätigt. Er war ohne Herausforderer angetreten und wurde mit einer Mehrheit von 39 von 61 Stimmen gewählt – von den Studierenden bekam er allerdings keine einzige.

Die Studierendenvertreter sprachen schon im Vorfeld von einer „massiven Entdemokratisierung“ an der Hochschule, dieser Vorwurf konnte die Wiederwahl aber nicht verhindern. Waren Alts Gegner nicht unzufrieden genug, um Proteste zu organisieren?

„Speed geht vor 100 Prozent Lösung“, soll in Alts Büro auf einer Tafel stehen. Geschrieben hat das zwar sein Amtsvorgänger Dieter Lenzen – doch weggewischt hat Alt den Spruch offenbar nicht. Und er fährt Lenzens Kurs der wirtschaftsnahen Eliteuniversität weiter. Den Exzellenzstatus konnte die Freie Universität 2012 unter seiner Präsidentschaft jedenfalls verteidigen.

Die wichtigsten Entscheidungen habe Alt aber im Hinterzimmer getroffen, das werfen ihm Studierendenvertreter und auch Professoren vor. Dass Alt tatsächlich Entscheidungen an den Studierenden und dem Akademischen Senat vorbei manövriert hat, zeigt der Umgang mit den Protesten gegen die Rahmenstudien- und -prüfungsordnung vor einem Jahr. Es ging dabei unter anderem um Zwangsexmatrikulation und letzte Prüfungstermine. Mithilfe von Polizeieinsätzen und geheimen Sitzungen außerhalb Berlins hatte Alt die Proteste unterbunden und die Verordnung durchgesetzt.

Informatikprofessor Raul Rojas, einziger Gegenkandidat Alts 2013, trat in diesem Jahr gar nicht erst zur Präsidentenwahl an – weil die Entscheidung ohnehin im Vorfeld feststünde, wie er sagte (s. taz vom 30. 4.).

Auf Alt dürfte derweil neben der neuerlichen Verteidigung des Exzellenzstatus eine weitere Aufgabe warten: Er muss zeigen, dass seine Regentschaft auch weniger Speed und dafür mehr diplomatische Lösungsversuche verträgt. Ansonsten könnte die studentische Initiative „Not my president“, die 2009 eine Urabstimmung über Expräsident Lenzen initiierte, die mit dessen Rücktritt endete, auch diesmal wieder aktiv werden. ANNA BORDEL