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Weltbank räumt Fehler ein

Wassersystem in Pakistan muss nachgebessert werden. NGOs fordern Schadensersatz

BERLIN taz ■ Die Weltbank lernt nichts dazu: Ein von ihr mit 185 Millionen Dollar bezuschusstes Abwassersystem in Pakistan soll nachgebessert werden. Das Projekt hat im Süden des Landes verheerende ökologische Schäden angerichtet und die Lebensgrundlage vieler Bauern zerstört. Das Risiko von Überflutungen ist gestiegen, wie der hauseigene Untersuchungsausschuss der Weltbank im Juli bekanntgab.

Gestern räumten die Verantwortlichen offiziell technische Mängel bei dem Abwassersystem ein und stellten einen Aktionsplan vor, der den Betroffenen helfen soll. 18 Millionen Dollar seien bereitgestellt, um Bauern und Flutopfer zu unterstützen, so Edith Brown Weiss von der Weltbank. „Das Projekt hätte besser auf die Bedingungen der Region abgestimmt sein müssen“, räumt auch Weltbank-Präsident Paul Wolfowitz ein. Trotzdem habe das Abwassersystem die landwirtschaftlichen Erträge für die Bauern „dramatisch verbessert“.

Kathrin Schneider vom International Rivers Network nennt den Aktionsplan eine „reine Farce“. Es würden keine konkrete Maßnahmen gegen das Risiko von Überflutungen genannt. Außerdem seien 18 Millionen Dollar im Vergleich zu den Schäden ein „Witz“, sagt Schneider.

International Rivers Network kritisiert seit langem das Wassersystem in Pakistan. „Es kommt hauptsächlich der politisch einflussreichen Provinz Punjab zugute. Einige Regionen sind wegen Versalzung und Pestiziden biologisch tot.“ Trinkwasser werde knapp, weil das Grundwasser durch Chemikalien verseucht ist, berichtet Schneider.

Die Weltbank will noch weitere Dämme bauen. Bei Protesten der betroffenen Bevölkerung Anfang 2006 gegen die Pläne kommentierte Said Alam Mehsud, Sprecher der Oppositionspartei: „Weitere Staudämme werden Pakistans Föderation zerstören und den weltweit ersten Krieg auslösen, der ums Wasser geführt wird.“

Staudämme und Wassersysteme, die von der Weltbank finanziert werden, geraten regelmäßig in die Kritik. 2000 arbeitete deshalb die Weltstaudammkommission (WCD) – zusammen mit Vertretern der Weltbank – Richtlinien für den Bau von Wassersystemen aus. Danach müssen Nachteile für Mensch und Umwelt ausgeglichen werden.

Genau das fordern nun die Kritiker. Solange Entschädigungen nicht gezahlt werden, müssten Pläne für weitere Staudämme unbedingt aufgeschoben werden, rät Schneider.

In dem Vielvölkerstaat Pakistan dominieren die Punjabi, die 40 Prozent der Bevölkerung stellen und die Regierung maßgeblich beeinflussen. Sindhi und die muslimischen Muhajir sind Minderheiten und über die südlichen Regionen und das Indusbecken verteilt. „Die beiden neuen Staudämme kommen wieder der Elite in Punjab zugute. Das wird die angespannte Lage in Pakistan weiter verschärfen“, warnt Schneider. MAIKE BRZOSKA

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