Der Kommissar des Feuers

In Europa, heißt es, droht Krieg. Roberto Mancini (Foto) hat seinen schon hinter sich. Und ob er ihn verloren hat, hängt nicht mehr von ihm ab – sondern von seinen Mitmenschen. Denn am Mittwoch dieser Woche ist Mancini mit 53 Jahren gestorben, nach einem Dutzend Jahren Kampf gegen die Ökomafia in Italien. Mancini erlag einen Hodgkin-Lymphom in einem Krankenhaus der umbrischen Hauptstadt Perugia.

Anfang der 1990er Jahre war Mancini Kriminalkommissar in Rom – falls Sie es jetzt erst merken: Sorry, es geht nicht um den gleichnamigen Fußballspieler. Damals begann er, sich mit der illegalen Müllentsorgung in jener Gegend zu beschäftigen, die mit Roberto Savianos Buch „Gomorrha“ (2006) weltberühmt werden sollte: dem Umland von Neapel und Caserta, der kampanischen Terra dei fuochi, dem „Land des Feuers“. Im Jahr 1996 übergab Mancini die Ergebnisse seiner Ermittlungen – Kronzeugenaussagen, Abhörprotokolle und immer wieder Untersuchungen vor Ort auf illegalen Deponien – der Staatsanwaltschaft in Neapel. Dort hätte man zehn Jahre vor Saviano schwarz auf weiß nachlesen können, wie Industriebetriebe in Norditalien ihren Giftmüll mithilfe der neapolitanischen Mafia, der Camorra, und lokaler Politiker in einer der fruchtbarsten Gegenden des Erdballs vergruben.

Doch das Dokument wurde, kaum angekommen, in einem Tresor beerdigt, bis sich im Jahr 2011 endlich ein Staatsanwalt fand, der es in seine Ermittlungen einbezog. Mancini bekam seine Diagnose im Jahr 2002, der italienische Staat sprach ihm für im Dienst erlittene Gesundheitsschäden die großzügige Summe von 5.000 Euro zu. Damit wollte sich der kämpferische Staatsdiener nicht abfinden. Eine Petition für ihn haben bis heute 50.000 Menschen unterschrieben. AW