Überraschend viel Protest, kaum Gewalt

1. MAI Demos in Berlin und Hamburg enden weitgehend friedlich

BERLIN taz | Straßenschlachten, das war mal – der 1. Mai ist in Berlin-Kreuzberg weitgehend friedlich verlaufen. 20.000 Menschen nahmen laut den Veranstaltern an der Revolutionären 1.-Mai-Demonstration teil, die Polizei kam etwa auf dieselbe Zahl. Demnach kamen etwa doppelt so viele wie im Vorjahr, es war die größte Demonstration dieser Art seit 20 Jahren. Damit setzt sich der Trend der Vorjahre fort: War der Kreuzberger 1. Mai lange als richtig heftige Veranstaltung mit Steinwürfen und Molotow-Cocktails berüchtigt, so wurde er in den letzten Jahren mehr und mehr zu einer Veranstaltung zum Feiern und Demonstrieren. Vor allem Letzteres lief dieses Jahr gut: Selbst die Veranstalter zeigten sich überrascht von der großen Zahl der Teilnehmer.

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) sagte, die deeskalierende Taktik der Polizei sei aufgegangen, Polizeisprecher Stefan Redlich äußerte sich „sehr zufrieden.“ 6.400 Polizisten waren in Berlin im Einsatz, 2.000 davon aus anderen Bundesländern.

In Hamburg ging es schon mehr zur Sache: Die Demonstration von etwa 2.000 Teilnehmern erreichte ebenfalls das geplante Ziel, dort allerdings gab es dann Scharmützel mit der Polizei, Wasserwerfer und Pfefferspray wurden eingesetzt. Laut Polizei wurden 20 Beamte verletzt, laut Sanitätern auch mindestens 70 Demonstrierende. Eine Gruppe von Flüchtlingsunterstützern besetzte eine leer stehende Schule und eröffnete darin ein „Refugee Welcome Center“. Sie räumten das Gebäude am Abend freiwillig.

Viel los war in Berlin auch außerhalb der Demonstrationen: 40.000 Menschen feierten laut den Veranstaltern beim Berliner Myfest in Kreuzberg. Das Fest, das von Bezirk, Anwohnern und lokalen Gewerbetreibenden seit 2003 organisiert wird, um Ausschreitungen zu verhindern, ist inzwischen ein beliebter Touristenmagnet. Um eine Überfüllung der Straßen zu verhindern, hatte die Polizei mehrere Zugänge zum Gebiet mit Gittern abgesperrt und nur kontrolliert Menschen hereingelassen.

JULIANE SCHUMACHER