Damit die Ladung nicht rutscht

Berufsbildungswerk Rendsburg bildet LKW-Fahrer zu Verkehrslogistern aus. Sie bewachen die Verstauung der Ware und verhindern damit Unfälle und Bußgelder

„Die Fahrerdenke“, sagt Heiko Stöver, „die muss erst mal raus.“ Fahrerdenke, die geht etwa so: „Irgendwie passt die Landung schon, das tüddeln wir halt zurecht.“ Mit dem Effekt, dass Lastwagen falsch beladen auf die Straße gehen, dass Last bei Bremsmanövern verrutscht und bei Kontrollen Strafen fällig werden. Damit genau das nicht mehr passiert, soll in Zukunft der ausgebildete „Verkehrslogistiker“ die Wagen überwachen, die in Speditionen und großen Firmen vom Hof rollen.

Heiko Stöver, gelernter Kraftfahrzeugmeister und Disponent im Speditionsgewerbe, hat sich das neue Berufsbild ausgedacht – nicht am grünen Tisch, eher in einer Bierlaune, gibt er zu. Als er wieder nüchtern war, klang die Idee immer noch gut, also hat Stöver, heute Teamkoordinator beim Berufsförderungswerk (Bfw) in Rendsburg, weitergemacht: Geredet, überzeugt, Mitstreiter gewonnen. Inzwischen hat der erste Kursus den Lehrgang abgeschlossen, fast alle Teilnehmer wechselten nahtlos in feste Stellen.

Die Rendsburger Außenstelle des Berufsförderungswerks schult bisher bundesweit einmalig in diesem neuen Beruf. Die Bfws – 28 gibt es bundesweit – bieten Menschen eine neue Berufschance, die nach einem Unfall oder einer Krankheit nicht mehr im alten Job arbeiten können.

Die Ausbildung zum Verkehrslogistiker ist interessant für Lkw-Fahrer oder Soldaten mit Lastwagenführerschein, die aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr lange am Steuer sitzen dürfen. Aber auch andere Handwerker können auf den neuen Job umsatteln.

„Viele können sich erst nicht genau vorstellen, was wir eigentlich machen“, sagt Peter Bernhardt, ein Teilnehmer des jetzt laufenden zweiten Kurses. „Aber wenn man es erklärt, finden die meisten es sinnvoll.“ Auch Stöver hat festgestellt, dass er bei Speditionen und Firmen offene Türen einrennt: Denn der Verkehrslogistiker, der als eine Art Fuhrpark-Controller den Fahrern vorgesetzt ist und damit etwas über deren Lohnniveau verdienen sollte, spart sein Gehalt locker wieder ein: „Bei großen Speditionen werden Wartungskosten bis 3.000 Euro nicht einmal geprüft, da sind viele überflüssige Dinge dabei. Und jede Spedition zahlt monatlich zwischen 2.000 und 3.000 Euro Bußgelder für Ordnungswidrigkeiten, weil Ladung falsch befestigt wurde oder Fahrer zu lange hinter dem Steuer sitzen. Das kann der Logistiker verhindern.“ Nebeneffekt sind sicherere Straßen und weniger schwere Unfälle.

Die einjährige Ausbildung zum Verkehrslogistiker umfasst einen Theorieteil, in dem es unter anderem um Ladungssicherheit, Kraftstoff sparendes Fahren und neue Techniken wie den digitalen Tacho geht. Dann folgt ein Praktikum, bei dem Firmen kostenlos den neuen Beruf – und potenziell einen neuen Mitarbeiter – kennen lernen können. Denn Praxis ist alles: „Als eine der ersten Übungen fahren wir an einen Autobahnrastplatz und schauen Lastwagen an“, sagt Stöver.

Schließlich solle der Logistiker später gleich auf einen Blick sehen können, ob die Reifen abgefahren sind oder die Ladung verrutscht. Das Bfw hat die Berufsbezeichnung inzwischen schützen lassen, andere Berufsförderungswerke überlegen, ob sie die neue Ausbildung ebenfalls in ihr Programm aufnehmen.

ESTHER GEISSLINGER

Kontakt: Berufsförderungwerk Hamburg, Außenstelle Rendsburg, Am Kamp 13, 24768 Rendsburg, ☎ 04331/770 09 17, stoever@bfw-rendsburg.de