Arbeitskampf in Firmenkrise

Trotz angemeldeter Insolvenz konnte das schleswig-holsteinische Werk des Automobilzulieferers Nier gerettet werden

Plötzlich sah die Zukunft düster aus: Vor einem Jahr meldete die Unternehmens-Gruppe Nier überraschend Insolvenz an. Den 200 Beschäftigten des Autozulieferers für Motoren-Aggregate in Hohenlockstedt (Kreis Itzehoe) drohte der Verlust ihrer Arbeitsplätze. Heute ist der Nier-Betriebsratsvorsitzende Steffen Schmidt zufrieden: „Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit der neuen Geschäftsführung“, sagt er. Es seien so viele Arbeitsplätze wie möglich erhalten worden. „Ohne die Solidarität der Belegschaft wäre dies nicht möglich gewesen.“

Von bundesweit 500 Nier-Mitarbeitern hätten nach dem Willen der Konzernzentrale im nordrhein-westfälischen Remscheid 150 Beschäftigte im Norden ihre Jobs verlieren sollen, um das Aus insgesamt zu verhindern. Die verbleibende Belegschaft sollte länger arbeiten. Da beschritten Betriebsrat und die IG Metall einen in dieser Situation unüblichen Weg – in die Offensive.

Die Gewerkschaft forderte Nier und den eingesetzten Insolvenzverwalter Klaus Pannen zu Verhandlungen über einen Sozialtarifvertrag auf. Und drohte mit Streiks – und bereits wenige Tage Produktionsausfall bei Nier hätten bei vielen großen Automobilherstellern die Bänder zum Stehen gebracht. 1,75 Millionen Euro wurden schließlich für eine Transfergesellschaft für die 70 Betroffenen bereitgestellt.

Zum 1. November hat der Düsseldorfer Unternehmer Axel Vollmann das Werk in Hohenlockstedt aus der Insolvenzmasse heraus gekauft. Erneutes Säbelrasseln seitens der IG Metall führte dazu, dass Vollmann zusicherte, den geltenden Tarif anzuerkennen.

Das Beispiel Nier zeige, „dass es sich auch in der Krise lohnt, zu kämpfen“, sagt Uwe Zabel, der Bevollmächtige der IG Metall Unterelbe. Anders als vor einem Jahr gebe es nun „eine Lösung, die wieder in die Zukunft blicken lässt“. KVA