Jetzt kommt das Endspiel

DRITTE LIGA Den Aufstieg schafft der VfL Osnabrück nicht mehr. Schlecht war die Saison dennoch nicht

Um halb drei jubelten am Samstag 9.650 Fans des VfL Osnabrück: Die Anzeigetafeln zeigten gerade die Spielstände der anderen Drittliga-Begegnungen und Kapitän Alexander Dercho schoss die Lila-Weißen in Führung. Wehen Wiesbaden lag gegen Darmstadt zurück und so hatten die Niedersachsen doch noch die Chance auf ein positives Saisonende: Platz vier in der dritten Fußball-Bundesliga, das berechtigt zur Teilnahme am DFB-Pokal, den man mit dem Ausscheiden aus dem Landespokal erstmal verpasst hatte.

Damit wird der letzte Spieltag in Regensburg für den VfL zum Endspiel. Verliert Wiesbaden in Rostock, reicht für Osnabrück am nächsten Samstag ein Unentschieden. Dass es auf der Zielgeraden der Spielzeit so spannend wird, ist – seien wir ehrlich – typisch Osnabrück: Stets geht es bis zum Schluss um Aufstieg oder Abstieg. Für den Sprung in Liga Zwei reicht es in diesem Jahr nicht, er war von der Vereinsführung auch nie als Ziel ausgegeben. Zu sehr beuteln den Verein seine Schulden.

Weil die finanzielle Konsolidierung im Vordergrund steht, konnte Trainer Maik Walpurgis lediglich Spieler von unteren Drittligakonkurrenten beziehungsweise aus der vierten und fünften Spielklasse verpflichten. Dass er daraus dennoch ein wettbewerbsfähiges Team formte, das zeitweise um die Aufstiegsplätze mitspielte, beweist die Klasse des Coaches – und der glücklichen Einkaufspolitik. Im Vergleich zu den finanzkräftigen Vereinen aus Leipzig und Heidenheim fehlte in Osnabrück jedoch die Qualität in der Breite und damit die Konstanz.

Mit hoher Laufbereitschaft und cleverem Kurzpassspiel zeigten die Lila-Weißen am vergangenen Samstag wieder mal, warum sie zwei Drittel der Liga hinter sich gelassen haben: Tabellenführer Heidenheim fand kaum ein Mittel gegen früh angreifende Osnabrücker, die am Ende von der „magischen Kulisse“ (Walpurgis nach der Partie) zum 1:0-Erfolg getragen wurden. „Heute haben Mannschaft und Publikum gemeinsam gewonnen“, sagte der Trainer später.

Trotz Sparzwang könne der Verein in zwei oder drei Jahren wieder in der zweiten Liga ankommen. Heidenheim habe nach dem verpatzten Aufstieg in der vergangenen Saison vorgemacht, wie man mit einer solchen Enttäuschung umgehe. Mit der Ruhe ist es in Osnabrück aber traditionell nicht weit her: Mancher im VfL-Präsidium hätte wohl gerne neue Schulden gemacht, im Winter neue Spieler geholt – und damit den Aufstieg erzwungen. Doch dieser wirtschaftlich extrem riskante Weg wurde abgeschmettert.

Der Präsident und Teile der Vereinsführung traten zurück. Geschäftsführer Jürgen Wehlend plant jetzt lieber sicher und langfristig. Das wird nicht eben leicht, zumal dem VfL personell der Ausverkauf droht. Stürmerstar Adriano Grimaldi wird wohl weggehen – nach Heidenheim. Auch Alexander Dercho liegt ein Angebot des Aufsteigers vor. Abhanden kommt dem VfL wohl Abwehrgarant Sebastian Neumann, ebenso der ausgeliehene Mittelfeldmann Erik Zenga. Es bleibt also spannend in Osnabrück.  HEIKO OSTENDORF