Programme für Arbeitslose
: Weiter bilden

Nun ist der Verteilungskampf zwischen den Arbeitslosen in NRW ausgebrochen. Nicht mehr zwischen Arm und Reich, Alt und Jung, Gebildeten und Ungebildeten wird das Geld hin und hergeschoben, sondern zwischen den Menschen auf Jobsuche. Die Landesregierung will das gesamte Geldpaket, von der Europäischen Union geschnürt, nur noch an schwer vermittelbare Jugendliche verteilen. Die haben das Geld zwar bitter nötig, aber angesichts von knapp einer Millionen Arbeitslosen muss Weiterbildung allen offen stehen. Es ist falsch, unter den Mittellosen neue Klassen aufzumachen.

KOMMENTAR VON ANNIKA JOERES

Denn wer benötigt die Förderung am dringlichsten? Die Jugendlichen? Im Ruhrgebiet erhält nur jeder zweite von ihnen einen Ausbildungsplatz. In jedem Jahrgang bewerben sich nicht nur die SchulabgängerInnen um eine Stelle, sondern noch einmal genauso viele Ältere, die in den vergangenen Jahren keine Chance hatten. Die neuen überbetrieblichen Ausbildungsplätze in NRW könnten hier abhelfen.

Oder benötigen vorrangig Frauen das Geld? Sie sind überdurchschnittlich häufig arbeitssuchend, der positive Trend auf dem Arbeitsmarkt wird sie erst spät erreichen – zuerst stellt das traditionell männlich besetzte produktive Gewerbe ein. Auch sind gerade Mütter darauf angewiesen, sich fortzubilden: Wenn sie Monate oder Jahre für das Kind zu Hause bleiben, müssen sie ihre Kenntnisse auffrischen.

Das Land kann aus diesen Menschen nur theoretisch die drängendsten Problemfälle wählen, bedürftig sind sie alle. Insgesamt muss mehr Geld in die Bildung von arbeitslosen Menschen gesteckt werden, sonst können nicht einmal die wenigen Stellen besetzt werden, die noch frei sind. Mitte des Jahres wurde bekannt, dass die Bundesagentur für Arbeit einen Überschuss von 4,5 Milliarden Euro eingefahren hat, vor allem durch eingesparte Förderprogramme. Jetzt wird klar, wie dringend dieses Geld in NRW gebraucht wird.