Salafismus-Vorwurf „absurd“

ERMITTLUNGEN Nach der Durchsuchung einer Moschee wehrt sich diese gegen Extremismus-Verdacht. Auch der Verfassungsschutz hat keine Erkenntnisse

Der Verfassungsschutz kann nicht bestätigen, dass die Daawa-Moschee von Salafisten geprägt ist

Der Vorstand der Schura sieht derzeit keinen Anlass, seinen stellvertretenden Vorsitzenden zum Rücktritt aufzufordern. „Wir gehen davon aus, dass sich die Vorwürfe gegen ihn nicht bestätigen werden“, sagte Khalid Preukschas vom Vorstand der Bremer Schura.

Diese vertritt als Dachverband 24 muslimische Vereine in Bremen, darunter auch die Daawa-Moschee in der Neustadt, in der Preukschas Vorstandskollege als Imam tätig ist. Die Moschee wurde vor einer Woche von der Polizei durchsucht, weil in dieser nach Vermutung der Staatsanwaltschaft Spenden zur Unterstützung einer terroristischen Organisation in Syrien gesammelt wurden. Auch in den Privaträumen des Imam und des Kassenwarts wurde nach Belegen dafür gesucht, dass das Geld direkt an die Organisation Jabhat al-Nusra übergeben wurde, die in Syrien für einen islamistischen Staat kämpft.

Die Moschee sei „dem salafistischen Spektrum zuzuordnen“, sagte Frank Passade, Sprecher der Staatsanwaltschaft gestern. „Das ist absurd“, sagt Khalid Preukschas, der selbst seit über zehn Jahren in der Moschee Mitglied ist und den verdächtigten Imam lange kennt. „Er ist alles andere als ein Salafist“, sagt Preukschas, „im Gegenteil, er hat Jugendgruppen organisiert, um über extremistische Strömungen aufzuklären.“ Als „ein Vertreter des modernen Islams, tolerant und weltoffen“, galt er vor vier Jahren dem Weser Kurier.

Auch der Verfassungsschutz kann nicht bestätigen, dass die Daawa-Moschee von Salafisten geprägt ist. „Wir haben dazu keine aktuellen Erkenntnisse“, sagte gestern der Leiter des Bremer Verfassungsschutzes, Hans-Joachim von Wachter.

Nach Preukschas Darstellung wurde beim Freitagsgebet für notleidende Familien in Syrien gesammelt – und nicht für eine Terrororganisation. „Die Familie des Kassenwarts lebt in Aleppo, er hat das Geld an seinen Bruder dort gegeben, um damit gezielt Menschen zu helfen.“ Der Kassenwart, der sich seit Beginn des Bürgerkriegs für Syrien engagiert habe, hätte sich darüber mit dem Imam abgestimmt.

Er selbst habe nicht gespendet, so Preukschas, „ich mache das nur über anerkannte Hilfsorganisationen“. Dies empfehle die Schura jetzt als Konsequenz aus den aktuellen Ermittlungen den Mitgliedern. Die ungenehmigte Ausfuhr von privatem Spendengeld nach Syrien verstößt gegen das Außenwirtschaftsgesetz. „Wir werden von unseren Mitgliedern verlangen, diese Praxis einzustellen, nach der jeder für irgendwelche Gruppen sammelt.“ Allerdings, räumt Preukschas ein, hätten private Sammlungen den Vorteil, gezielter Hilfe leisten zu können, weil sie direkt bei Bedürftigen ankommen.

Die Staatsanwaltschaft konnte gestern nicht sagen, wann die Ermittlungen abgeschlossen sein werden. Sollte sich deren Verdacht bestätigen, wolle sich die Schura von ihrem Vorstandsmitglied trennen, so Preukschas.  EIB